Haus Mutter Clara

  • 5. Bauabschnitt
  • Name: Haus Mutter Clara,
  • Erstbezug: Oktober 1966
  • Gebäudetyp: Wirtschaftsbau
  • Belegung/Nutzung:
    • Keller: Hauswirtschaftsräume, Gruppenraum der St. Georgs Pfadfinder, Kitschkeller, sowie Zugang zum Anbau für Magazin und Brotraum/Backstube
    • Halbgeschoss/Ausgleichsetage: Apotheke, Arztzimmer, kleiner Musikraum, großer Musikraum (Schulaula)
    • Erdgeschoß: Kasino für das Personal 
    • 1. Etage: Schuhmacherei, Schuhmagazin/-ausgabe, Schneiderei
    • 2. Etage: Kleidernähschule 
    • 3. Etage: Weißnäherei mit Magazin
    • 4. Etage: Haushaltungsschule
Richtfest Haus Mutter Clara im Jahr 1966
Besonderheiten:

Haus Mutter Clara wurde im letzten Bauabschnitt errichtet und 1966 eingeweiht. Das Gebäude lag zwischen Hermann-Josef Haus und Gereon-Haus. Der Kellerbereich dieser beiden Häuser ragte etwa zu Hälfte über die Bodenebene des Außenbereiches hinaus. Das Kasino im Haus Mutter Clara sollte ebenerdig von außen zugänglich sein. Deshalb wurde das Kellergeschoß im Haus Mutter Clara vollständig unter die Erde gelegt. Der Höhenunterschied zu Haus Hermann-Josef und Haus Gereon wurde durch ein Halbgeschoss im Haus Mutter Clara ausgeglichen.

Der Zugang zu den Etagen im Haus Mutter Clara war vom Haus Hermann-Josef her nur über einen Aufzug und von der anderen Seite über das Treppenhaus von Haus Gereon zu erreichen .

Leiterinnen 1966 – 1972 (Stand 15.05.1970)
Apotheke Sr. Hiltrud
Schuhmacherei Herr Blum
Musikraum (Schulaula) Sr. Amantia
Kleidernähschule Sr. Michael
Weißnähschule Sr. Aloysiana
Berufsfachschule Sr. Alacoque
 
Die isolierte Welt des Kinderheims führte dazu, dass bis Ende der 60ziger Jahre sprachliche Gewohnheiten beibehalten wurden, die in der Gesellschaft schon lange eine andere Bedeutung erhalten hatten. Im folgenden zwei Beispiele:
 
“Kitsch-Keller”:
Im Keller unter dem Haus Mutter Clara lag der sogenannte “Kitsch-Keller”. Dort stand eine Kartoffelschälmaschine. Die Maschine ersparte dem Küchenpersonal das Kartoffelschälen.
„Kitsch-Keller“
Nach dem automatischen Schälvorgang blieben an den Kartoffeln “Augen” von Keimstellen oder Schalenreste übrig. Deshalb musste jede Kartoffel von Hand nachgeschält werden. Das Nacharbeiten der Kartoffeln war bei den Kindern sehr unbeliebt. In der Heimsprache hieß das: „Kartoffeln kitschen“. In der Regel war jede Kindergruppe verpflichtet, einmal wöchentlich Kartoffeln für ungefähr 1.000 Mittagessen zu “kitschen”. 
 

“Wichs-Keller”:
Im Kellerbereich gab es für jede Gruppe einen Schuhputzkeller, den die Ordensschwestern “Wichs-Keller” nannten. Im alten Sprachgebrauch wurde das Schuheputzen als “wichsen” bezeichnet. Bereits im ersten Weltkrieg hat dieser Begriff eine vulgäre Bedeutung erhalten. Besonders das Schuheputzen diente bei den Ordensschwestern als Strafe, in dem sie Kinder alleine im Keller Schuhe auf Hochglanz putzen ließen.  

Nach 1972:
Da sich die Gruppen nach dem Selbstversorgerkonzept verstärkt ihr Mittagessen selbst kochten, wurde die Großküche immer weniger gebraucht. Zuletzt wurde dort nur noch das Mitarbeiteressen zubereitet. Dieser Aufwand dürfte aber letztendlich für die Stadt Köln zu teuer geworden sein. Der Betrieb von Großküche und Kasino wurde eingestellt.
 
Die Schusterei wurde geschlossen, um die Kosten für Werkstatt, Handwerker und Schuhmagazin einzusparen. Die Schließung der Schusterei folgte aber auch dem modernen pädagogischen Konzept des damals neuen Heimdirektors. Die Kinder sollten ihre Schuhe im Geschäft kaufen, um Selbstständigkeit zu lernen. Hierfür wurde das Kleidergeld eingeführt. 
 
Der Betrieb von Kleidernähschule und Weißnähschule wurde nach dem Weggang der Ordensschwesten eingestellt. Damit war auch die Ausbildung der Hauhaltsschülerinnen im Kinderheim beendet und wurde extern auf Berufsschulen verlegt. Auch die Unterkünfte der Externa-Schülerinnen wurden aufgelöst. Lediglich die jungen Frauen, die eine Ausbildung zur Haushälterin absolvierten, blieben bis zum Berufsabschluss im Heim.