vergeben, vergessen, verzeihen (Allgemein)
Hallo,
ich hatte am 21.12.2010 unter den Betreff Giesela eigene Erinnerungen ins Forum gestellt, diese aber am 27.12.2010 wieder gelöscht.
Lasst mich etwas ausholen:
Ich betone immer wieder, dass mein Aufenthalt im Heim, ich war ausschliesslich in Sülz, insgesamt positiv, überwiegend schön war. Die Jahre im Heim haben meinen Lebensweg geprägt. Ohne Heimaufenthalt wäre ich bei meiner Familie (Eltern Alkoholiker) untergegangen. Der Heimaufenthalt hat mir die Möglichkeit gegeben, einen Relschulabschluss zu absolvieren und eine Berufsausbildung abzuschliessen. Dafür bin ich dankbar. Bei meinen Eltern wäre ich, wie meine Schwester, über einen Sonderschulabschluss nicht hinaus gekommen. Ich bin nach wie vor in meinem erlernten Beruf tätig. Ich habe nur unwesentliche Zeiten der Arbeitslosigkeit erfahren.
Meine Heimzeit war, wie gesagt, weit überwiegend gut und schön. Weit überwiegend gut und schön heisst aber auch, dass es negative Erfahrungen gegeben hat. Hiervon hatte ich am 21.12.2010 berichtet.
Seit vielen Jahren treffe ich mich im Freundeskreis immer abends am 23.12. eines Jahres. Ursprünglich begann dies vor vielen Jahren als LAN-Party, heute werden die Notebooks zwar mitgebracht aber meist nicht "hoch gefahren". Am 23.12.2010 berichtete ich den Freunden von der hiesigen page und dem Forumsinhalt. Gemeinsam stöberten wir im Forum, hieraus entstand eine bis in den frühen Morgen andauernde Diskussion. Der Freundeskreis war an diesem Abned besetzt durch einen Maler, einen Sozialarbeiter, einer Journalistin, einer Köchin, einem Elektriker und einer Lehrerin. Alle Personen verstanden es nicht, dass im Forum Erzieherinnen, Nonnen u.a. mit ausgeschriebenen Namen genannt werden. Für mich sei die Sache doch mehr als dreizig Jahre her. Irgendwann sei auch ein Fehlverhalten "verjährt". Die Journalistin klärte uns auf, dass alle Straftaten, mit Ausnahme von Mord, in Deutschland und sonstigen zivilisierten Ländern verjähren. Irgendwann "sei es halt mal vorbei", Untaten vergeben und vergessen. Alle berichteten von unangenehmen Erfahrungen, bis hin zur ständigen Prügel, sexuellem Misbrauch und ungerechten Bestrafungen in ihrer Kindheit und Jugend. Die Eltern, die noch alle leben, hätten sich aber verändert, teilweise ausdrücklich ihre Erziehungsmethoden bereut. Deshalb müsse man vergeben, verzeihen und vergessen. Ich konnte mich dieser Meinung nicht anschliessen. Ich habe aber über die Feiertage nachgedacht und bin für mich zu dem Ergebnis gelangt: Vergessen nein, vergeben und/oder verzeihen ja.
Dies war Grund für mich, meinen Ertrag vom 21.12.2010 zu "bearbeiten". Ich bin wie meine Freunde zur Auffassung gelangt, dass Personen, auch wenn schon verstorben, hier nicht namentlich zu nennen sind. Auch der brutalste Erzieher muss die Möglichkeit der Änderung seines Lebens haben. Auch unangenehme Persönlichkeiten gehen irgendwann mal, wie hier berichtet, am Rollator. Ich kann nicht nach dreizig Jahren meine Erzieher noch zur Verantwortung ziehen. Viel weniger meine Mitbewohner, von denen ich im Kindesalter vermöbelt oder sonstwie angegangen wurde.
Werner 1960
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Werner1960,
28.12.2010, 11:19
- vergeben, vergessen, verzeihen - ewt, 28.12.2010, 14:17
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hütchen,
28.12.2010, 17:59
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Werner1960,
28.12.2010, 19:42
- vergeben, vergessen, verzeihen - hütchen, 28.12.2010, 20:30
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Werner1960,
28.12.2010, 19:42
- vergeben, vergessen, verzeihen - Klaus Grube, 29.12.2010, 16:36
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bernd,
29.12.2010, 16:42
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ewt,
29.12.2010, 17:27
- vergeben, vergessen, verzeihen - Inge, 29.12.2010, 20:20
- vergeben, vergessen, verzeihen - hütchen, 29.12.2010, 20:31
- vergeben, vergessen, verzeihen - Inge, 29.12.2010, 20:15
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ewt,
29.12.2010, 17:27