Tagesablauf Wiesemann (Mein Heimerlebnis)
Schon viel wurde über Frau Wiesemann hier im Forum berichtet. Dabei hat sich auch im Zusammenhang der Recherche herausgestellt wie unfähig, brutal und erniedriegend diese Frau zu uns Kindern war.
Die Gruppe Wiesemann bestand seit der Fertigstellung des Hemmann-Josef Haus im zweiten Stock links. Frau Wiesemann musste 1970 das Heim wegen Ihrer unzumutbaren Erziehungsmethoden verlassen und Sr. Constantia übernahm danach die teils aufgelöste Gruppe.
Drei Ehemaligen aus der Gruppe sind auch hier im Forum vertreten. Es ist der Erich, der Michael und ich.
Aufstehen war immer um 6:30 Uhr. Die grossen Mädchen mussten abends zuvor den Früstückstisch ordentlich und akuart decken. Dazu wurden zuerst auf jeden der drei großen Tische eine große Plastiktischdecke gelegt und dann das Geschirr aufgedeckt. Gedeckt wurde damals für 16 Personen.
Bettenmachen, Klogang, Waschen und Zähneputzen, wenn Dienstags Schulmesse war gings erstmal mit den leeren Magen um 7 Uhr dort hin. Ansonnsten ins Esszimmer. Dies musste leise geschehen ein lautes Stühlerücken zwecks hinsetzten war nicht erlaubt. Die Sitzordnung war festgelegt und die Sitzhaltung am Tisch wurde genaustens eingehalten. Wir mussten immer grade und mit beiden Händen am Tisch sitzen.
Danach folgte ein Gebet wobei wir die Hände falten mussten und einer von uns das Gebet fehlerfrei aufsagen musste. Stotterte der jenige oder blieb im Text hängen - musst derjenige es später üben bis er es Fehlerfrei konnte.
Zum Frühstück gabs für jeden , egal ob einer Entwicklungsbedingt mehr zum Frühstück an Essen bedurfte, ein Graubrot und ein Schwarzbrot meistens mit Marmelade. Zu Trinken für jeden eine Tasse heisse Milch und wenn diese abkühlte, mit Rahm obendrauf. Es wurde Grundsätzlich am Tisch nicht gesprochen und schon gar nicht mit vollem Mund. Auch der Teller musste leer gegessen werden und die Milch ausgetrunken sein so wie das Pausenbrot für die Schule geschmiert sein.
Danach mussten diejenigen, meistens 2 Personen der zum Aufräumdienst eingeteilt waren, den Tisch abdecken und die für den Küchendienst eingeteilt waren den Abwasch tätigen. Diese Aufgaben waren meisten den Mädchen vorbehalten. Die eingeteilten Jungen mussten während dieser Zeit die beiden Waschräume die Waschbecken und Klos mit viel Ata reinigen, bis das die Becken glänzten. Die Auffassung von Sauberkeit unterlag Frau Wiesemann und es kam nicht selten vor das ein Waschbecken neu geschrubbt werden musste bis das, es wie aus dem Ei gepellt, glänzte.
Nach dem Frühstück gings zur Schule die im selben Haus untergebracht war und um 8 Uhr begann und je nach Klasse zwischen 12 und 13:30 Uhr endete.
Zurück in der Gruppe wurde dann das Mittagsessen ausgegeben. Das Essen wurde jeden Tag von der hausinternen Großküche warm angeliefert. Ob einen das Essen schmeckte oder nicht es wurde solange gegessen bis das der Teller leer war dies gilt auch für die vollgekotzen Teller was nicht selten vorkam und passierte meistens dann wenn wir den Ekelfrass nicht mochten. Einige Beispiele zum Ekelfrass: Holzige Kolrabi, Fleisch mit riesen Speckschwarten daran oder durchsehnt, Speck im Eintopf, Blutwurst, Graupensuppe, jeden Freitag Fisch mit Gräten etc.
Frau Wiesemann wusste genau was wir mochten und füllte dementsprechend unsere Teiler auf damit wir groß und Stark wurden. Wiederworte gab es nicht. Auch am Mittagstisch galten die selben Regeln wie am Frühstückstisch. Es gab zu jeden Mittagstisch für jeden 2 Esslöffel Lebertran und einen Esslöffel Sanostol. Den Lebertran mochte keiner aber Sanostol, wegen seinem sirupähnlichen süssen Geschmack, jeder.
Die jenigen die mit dem Mittagsessen fertig waren mussten dann Mittagsschlaf bis 14:30 Uhr machen. Das galt Grundsätzlich für alle ausser die ganz Großen. Diejenigen die Ihren Teller mit Ihrem Erbrochenen wieder auffüllten blieben solange Sitzen bis das der Teller leer war. War die Schlafenszeit der Betroffenen vorbei gings gleich zu den Hauaufgaben. Wobei ich anmerken möchte das ich schon mal am Fleisch bis 17 Uhr locker rumgewürgt habe weil ich nie Fleisch mochte.
Nach dem Mittagschlaf musste sich jedes Kind eine weiße Stoffdecke auf den Tisch legen um dort darauf Hausaufgaben zu machen. Um die Stoffdecke zu holen und Hausaufgaben zu machen mussten wir grundsätzlich Frau Wiesemann dafür Fragen. Dazu Standen wir vor Ihr an Ihrem Kaffeetisch die Arme nach hinten verchränkt mit den fragenden Wortlaut: Freulein Wiesemann darf ich bitte mir jetzt eine Stoffdecke holen um meine Hausaufgaben zu machen.
Nicht selten ohne abmahnende Worte die Hausaufgaben schön zu machen erlaubte Sie uns dieses dann.
Die Hausaufgaben zu machen folgten ebenfalls einen festgesetzten Ritual ähnlich der Tischordnung wie grade zu sitzen etc. Grundsätzlich wurde erst im Schmierheft vorgeschrieben und dann Frau Wiesemann vorgezeigt damit Sie uns massregeln konnte. Entweder mäckelte Sie über Schreibfehler oder falsch gelöste Rechenaufgaben oder auch über unserer Schriftbild. Besonders ich hatte eine Sauklaue. Das lag daran das ich Linkshänder war und rechts schreiben musste. Im Schmierheft wurde immer mit Bleistift geschrieben um Fehler wegzuradieren. Erst wenn im Schmierheft alles fehlerfrei war durften wir im Schönschreibeheft mit Füllfederhalter die Hausaufgaben endgültig reinshreiben. Kleckse oder Fehler wurden nicht geduldet. Solche Seiten riss Sie aus dem Heft raus und wir mussten alles neu scheiben. Besonders schlimm war es wenn der Füllfederhalter defekt war und klecksten. Selbst unsere Erklärungsversuche wurden mit den Worten abgemahnt: nicht Vorlaut zu sein ansonnsten drohe für unser unverschämtes Benehmen eine ordentliche Tracht Prügel - oder wir gehen nicht Sorgsam mit den Sachen um - oder immer derselbe der seinen Füllfederhalter kaputt bekommt.
Oft vergingen Stunden für die Hausaufgaben, so das wenig oder keine Zeit mehr zum Spielen da war. Auch dieses mussten wir brav und mit den üblichen Ritualen bei Ihr erfragen. Auch zum Spielen mussten wir uns eine Decke holen ausgenommen wenn wir am Boden spielen wollten, was uns aber selten erlaubt wurde. Den für zum Boden spielen kamen nur grosse Spielsachen in Frage und ließ uns kaum Zeit zum Aus- und Wegräumen, da ja gleich schon Abendessen war.
Grundsätzlich musste vor den Abendtisch rechtzeitig die Spielsachen ordentlich weggeräumt werden und danach uns die Händewaschen, so dass die großen Mädchen rechtzeitig in dieser Zeit mit den Abendtischdecken fertig wurden, denn um 18 Uhr gabs Abendessen.
Nach draussen zum Spielen ging es für uns in der Woche selten. Dies war immer für den Samstag nach dem Mittagsschlaf vorbehalten. Samstagsmorgen war dem Generalputz vorbehalten und Samstags abend nach dem Spazierengehen wurden alle Schuhe auf hochglanz geputzt. Die verschiedenen Aufgaben waren fest auf uns verteilt, so das Frau Wiesemann immer wusste wer was gemacht hat um bei Beanstandungen sofort den Betreffenden mit Prügel oder anderen Sanktionen wie z.B. kein Mittagessen oder Abendbrot inclusive direkt ins Bettgehen - abstrafen konnte.
Der Abendstisch wurde wieder von den diensteingeteilten Mädchen gedeckt. Auch hier laüft das selbe Ritual wie am Frühstückstisch ab. Beten, grade sitzen....
Zum Abendessen gab es für jeden zwei Scheiben Brot mit Wurst oder am Donnerstag noch zusätzlich eine Beilage wie Heringsdipp etc. Wen was übrig blieb haben sich manche Großen shon mal getraut höflich Frau Wiesemann zu Fragen ob man noch die übriegebliebene Scheibe Brot haben darf. Dies wurde meistens mit der Antwort niedergeschmettert oder als unverschämt abgetan - das man doch bitteschön erst die anderen Fragen sollte- wer noch diese eine Scheibe Brot essen mag. Meldete sich keiner musste man nochmals Fragen und erst dann durfte er sich die Scheibe Brot zu sich nehmen. Meldeten sich mehrere wurde die Scheibe Brot aufgeteilt mit den Hinweis an den Fragenden nicht so Gierig zu sein.
Nach dem Abendessen mussten wir uns waschen, Zähneputzen und sehr zu empfehlen noch mals auf Klo gehen. Danach mussten wir, im Flur gestriegelt und geputzt uns vor Frau Wiesemann hinstellen damit Sie dann unsere Gesichter ritualmässig mit einen Salbenpunkt auf der Stirn so wie links und rechts auf der Wange mit Nivea eincremen konnte. Diese Ritual wurde jeden Abend veranstaltet, ohne das Sie es nicht ausließ den einen oder anderen seine Vergehen, Unverschämtheiten oder Sünden, welches Sie immer beim einzelnen zu Rügen wusste, Abzumahnen oder abzustrafen. Wiederworte wurden als unverschämte Lügen mit 10x Schreiben "Ich darf nicht lügen" oder wenns in Ihren Augen ganz Arg war, dass ganze 50x oder 100x, abgestraft. Aufschreiben musste man es noch am selben Abend. Oft war ich für diese Strafarbeiten schon zu Müde und es wurde dadurch schon sehr spät am Abend, so das ich mich darauf verlassen konnte am anderen Tag weiter meine Strafarbeit zu machen, bis diese Erledigt war.
Die Bettruhe folgte auch einen rituellen Ablauf. Die Gesichter sind grundsätzlich zur Wand hin zu richten und keiner durfte mehr aufs Klo gehen. Das gleiche galt auch dem Mittagsschlaf. Reden, Flüstern oder dergleich war strengstens Verboten.
Die regelmässigen Samstagsspaziergänge waren der Höhepunkt Ihres Getues. Für uns eine Schmach und Erniedrigung sondersgleichen uns so zur Schau zu stellen. In Zweierreihen ging es zum Bethovenpark rüber zum Haus am See oder noch weiter, so das andere Bürger uns nicht übersehen konnten welch lieben Kinderchen wir doch waren oer besser noch - Sie doch hatte. In der Tat funktionierten wir hervorragend in der Öffentlichkeit, ging Sie doch immer hinter uns und Gnade dir Gott es tanzte einer aus der Reihe. Zurück in der Gruppe wurde der "aus der Reihe Tanzende" vor allen Kindern verbal für seine Unverschämtheiten - sie öffentlich so zu blamieren - niedergmacht und anschlissend "damit er es sich für die Zukunft merkt" ordentlich mit Ihren Birkenstocklatschen verdroschen.
Spätestens um 16 Uhr ging es jeden Samstag zur Beichte bei Pastor Hilberath. Auch Hier erinnerte Sie uns gerne daran was wir diese Woche so alles Verbrochen haben und dieses ja ordentlich zu beichten hätten.
Irgendein ganz normaler Tag aus dem Jahre 1968 im Sülzer Kinderheim.
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Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
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- Tagesablauf Wiesemann -
Klaus Grube,
06.11.2009, 17:43
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Peter Henselder,
07.11.2009, 15:56
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07.11.2009, 16:28
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07.11.2009, 17:57
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08.11.2009, 10:09
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08.11.2009, 13:06
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Klaus Grube,
08.11.2009, 10:09
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Michael Sturmann,
07.11.2009, 18:54
- Tagesablauf Wiesemann - Klaus Grube, 08.11.2009, 07:05
- Tagesablauf Wiesemann - escheuch, 30.11.2009, 16:07
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Peter Henselder,
07.11.2009, 15:56