Pfui, lest selber (Allgemein)
Ehemalige Heimkinder streiten anstatt den Dialog zu suchen – oder: auch Professor können irren
Verfasst von Lotta C. vom Ro... am So, 2009-06-21 21:41.
Seltsam, welche Blüten das Thema manchmal treibt, wundert sich der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. Mit anderen Worten: Warum sollten Heimkinder den Dialog suchen mit den Täterorganisationen bzw. deren Nachfolgern?
Lassen Sie uns doch einmal eine kurze aber prägnante Rückschau halten:
hunderttausende von Kindern wurden in deutschen Heimen der Nachkriegszeit bis weit in die 80er Jahre hinein ausgebeutet, missbraucht, geprügelt, gedemütigt, sexuell missbraucht, als Arbeitssklaven vermietet
jahrzehntelang bewahrten die traumatisierten Opfer Stillschweigen über das, was ihnen angetan wurde – aus Scham, aus Angst, aus Schuldgefühlen
irgendwann dann fingen Überlebende dieses „Kriegszuges gegen Kinder und Jugendliche“ tatsächlich an, sich in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen
im Jahre 2006 reichte der von ihnen gegründete Verein (VEH e.V.) eine Petition im Bundestag ein mit der prinzipiellen Forderung, es möge ihnen Genüge getan werden
2008 wurde der sattsam bekannt Runde Tisch mit der ebenso sattsam bekannten Theologin und Grünenpolitikerin Antje Vollmer als „Moderatorin“ installiert
die außer dem VEH e.V. dort vertretenen Organisationen dürften ebenso bekannt wie letzen Endes belanglos sein: Caritas, Diakonie, Kreistag, Ministerien, Bund und Länder, ein bisschen Jugendamt, ein bisschen Wissenschaft
den VEH-Vertretern wurde vom Verein auf einer Mitgliederversammlung zwar das Mandat entzogen, aber da die Moderatorin die einzelnen Vertreter so lieb gewonnen hatte, dass sie sie einfach nicht ziehen lassen wollte, fand sie eine ebenso einfache wie „geniale“ Lösung: kurzerhand entzog sie dem Verein das Mandat und ernannte die ehemaligen Vertreter zu „Betroffenen“ per se
das versteht zwar außer Frau Vollmer so recht niemand, aber für den Moment scheint es zu funktionieren - irgendwie
"Unser Recht ist unveräußerlich“
Aber hat sie den ehemaligen Heimkindern damit auch das Recht abgekauft, sich zu äußern, sich zu streiten, unterschiedlicher Meinung zu sein?
Hat sie ihnen das Recht abgekauft, Forderungen zu stellen?
Wenn es das ist, was Professor Kappler in seinen klugen Veröffentlichungen den ehemaligen Heimkindern weismachen will, dann – so die Meinung des Vorstandes des VEH e.V. – irrt er gründlich.
„Wir sehen keinerlei Veranlassung, den Dialog zu suchen mit Vertretern und Nachfolgern unserer Peiniger, unserer Folterer, Vergewaltiger und Ausbeuter. Wir wissen, was damals war, unsere Erinnerungen sind lebendig, sichtbar, fühlbar und immer noch schmerzhaft. Wenn die Täterseite den Dialog will, weil sie etwas von uns erfahren will, dann wird sie es auch genau so sagen müssen, sich bei uns melden müssen.
Wir sind durchaus bereit, sie an einigen unserer Erfahrungen teilhaben zu lassen, wir sind auch bereit, sie wissen zu lassen, wie es uns gelungen ist, trotz der Anstrengungen ihrer Vorgänger überlebt zu haben. Wir sind sogar bereit, ein gewisses Verständnis für ihr Unwissen und ihre Gedankenlosigkeit aufzubringen.
Aber wir werden uns nicht anstrengen, in einen Dialog mit ihnen zu treten. Wir haben Forderungen, rechtmäßige und gerechtfertigte Forderungen an sie, über die wir mit ihnen diskutieren werden, wenn sie dazu bereit sind - duchsetzen werden wir unsere Forderungen auf jeden Fall. Und eins ist klar: wir werden uns nicht in eine Bittstellerposition drängen lassen!“
Den Dialog suchen?
Den Dialog zu suchen – hier scheinen sich ehemalige Heimkinder auch über den Verein hinaus einigig zu sein – ist nicht Aufgabe der Ehemaligen, sondern eher der Täter- bzw. Nachfolgeorganisationen.
„Sollen sie uns suchen! Sollen sie zu uns kommen, an unseren Tisch“, so E. R., unorganisiertes ehemaliges Heimkind, der sich auch nach fast 50 Jahren noch nicht „geoutet“ hat und anonym bleiben will, „und dann werden wir – wenn sie sich nicht gar zu arrogant verhalten – mit ihnen in Verhandlungen treten und gemeinseim mit ihnen überlegen, wie sie das Unrecht, dass sie uns einst angetan haben, abgelten, abbezahlen, vielleicht sogar ein Stück „wieder gut machen“ können.“
„Das ist in der Tat eine Geste des Goodwill von uns an sie“, so H. Dettinger, vom Vorstand des Vereins ehemaliger Heimkinder, „keineswegs ist es so, dass wir uns darum drängen, ihre Arbeit zu machen – oder auch nur dabei behilflich zu sein! Unser Interesse ist es in erster Linie selbstverständlich, unsere Forderungen durchzusetzen, und nicht ihre Arbeit – die der Aufarbeitung ihres Fehlverhaltens, ihrer Verbrechen – zu unterstützen oder gar für sie zu erledigen!“
Allen ehemaligen Heimkindern empfiehlt sie, sich dem VEH anzuschließen, um „Kräfte zu bündeln“. Näheres kann man auf der Homepage des VEH http://www.veh-ev.org/index.html finden.
Lotta C. vom Rothbusch
http://pressemitteilung.ws/user/23892
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Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
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- Pfui, lest selber -
Klaus Grube,
14.07.2009, 18:12
- Pfui, lest selber -
imi,
15.07.2009, 06:04
- +++Du undankbares Kind+++ -
Klaus Grube,
15.07.2009, 16:46
- +++Du undankbares Kind+++ -
imi,
15.07.2009, 20:44
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Klaus Grube,
15.07.2009, 21:46
- +++Du undankbares Kind+++ - imi, 16.07.2009, 08:22
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Klaus Grube,
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15.07.2009, 16:46
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