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da Costa Gomez (Biografien / Personen)

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Donnerstag, 11.11.2010, 08:34 (vor 4940 Tagen) @ Koch

Hallo Rolf,
als die Gruppe Wiesemann von Sw. Constatia übernommen wurde, mussten wir erst lernen mit Freiheit und Reden umzugehen. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie wir alle bei einen schönen Sommertag in der Gruppe gelangweilt rumhockten und uns Sw. Constatia aus der Gruppe nach unten zum Spielen förmlich rausjagte. So unfähig und unselbstständig waren wir. Ja nicht mal fähig waren wir Sw. Constatia zu fragen ob wir rausgehen durften.
So mussten wir bei Wiesemann fragen wenn wir aufs Klo wollten - Tolles Bedürfniss an Frage - immer damit zu rechnen das uns das verwehrt werden könnte. Bsonders bei mir, wo aus medizinischen Gründen ein erhöhter Toilettengang erforderlich war bekam ich nicht selten zu hören das ich doch erst eben auf dem Klo war. Gnade dir Gott du plärrtest dazwischen, wenn sich zwei Erwachsene grade unterhielten. Dann war man unhöflich und bekam es direkt verbal zu spüren in dem man noch vor der anderen Person der Lächerlichkeit preisgegeben wurde, wie ungezogen ich doch war - "ja dann musst du eben warten bis wir ausgeredet haben". Nicht selten ging das dann in die Hose.

Das war nicht Grade für mich förderlich. Diese Unselbstständigkeit nagte noch lange nach der Heimzeit an mir rum. Wenn ich zum Beispiel einen Behördengang erledigen musste. Erst später, durch eine mehrjährige Therapie, wurde ich selbstständiger und vorallem selbstbewusster.

Nach dem die Nonnen raus waren und ich zur Gruppe Virnich reimkam merkte ich noch, dass zur damaliger Zeit noch ein gewisser Heim und Nonnen-Muff besonders bei Fr. Virnich vorherschte. Wenn auch dies sich bald durch den neuen Einzug der Pädagogik legte, war ich noch lange nicht fähig mich zu meinen Anliegen zu artikulieren. Ganz im Gegenteil. Noch zu Eingeschüchtert von den jahrelangen Erziehungsmethoden von Frau Wiesemann war ich gar nicht in der Lage überhaupt mal Wünsche zu äussern. Nahezu Eigenbrödlerich lebte ich in dieser Gruppe.

Mit der Zeit bekam ich dann auch mal mit das man sein Anliegen aussern kann. Besonders durch das Orchester habe ich eine Nähe und Vertrauen zu Da Costa langsam aufgebaut, da er dort oft zugegen war. Er kam auch immer wieder mal auf mich zu und Fragte ob alles Ok sei. Natürlich war alles OK; Schlisslich war ich immer noch nicht in der Lage mich zu Artikulieren. Und wie hätte das ausgesehen wenn ich z.B. gesagt hätte das die Virnich mir auf den Geist gehen würde. Was hätte Da Costa der Virnich gesagt oder besser, in meinen Augen ausgedrückt, gepätzt! Ich könnte mir noch heute gut vorstellen was Virnich zu mir gesagt hätte: "Naaa passet dem Herrn nicht, schööööööööön machens ruhig weiter so"

Ein besonders Erlebniss mit Virnich werde ich ebenfalls nicht vergessen. Ich war schon fast 17 Jahre und in der Berufsfachschule. Die Jungs in meiner Klasse waren damals schon irgendwie viel reifer, selbstständiger und weiter als ich. So war es für meine Klassenkameraden völlig normal abends auf ein Rockkonzert zu gehen. Die Jungs wussten das ich im Heim lebte und sagte Ihnen das ich das erst abklären müsste, wenn ich abends mit denen was unternehmen wollte. Solche Prozeduren die ich durchlaufen musste, waren für die unverständlich. Mit dieser Clique wurde dann geplannt, abends in der Sporthalle zu einen Rockkonzert zu gehen.
Also habe ich Virnich unter viel Druckserei, Palaver und Erklärungen gefragt ob ich zum Konzert hingehen darf. Wer spielt den da? Wann fängt es an? Wann hört es auf? Mit wem gehst du dahin? Wann gedenkst du nach Hause zu kommen? Mein Gott, ich hätte besser mal nicht gefragt. Aber ich wollte irgendwie dabei sein. Immerhin spielte an jenen Abend einer meiner Lieblingsgruppen - Rainbow mit Ritchi Blackmore. OK, ich durfte zum Konzert gehen schliesslich hatte ich die Karte mir schon längst gekauft und mein bestes Argument war ja, dass die anderen Jungs in meinen Alter auch dort hingehen durften, was Virnich natürlich nicht schmeckte. So musste Sie mir dann doch zusagen mit den Hinweis: Einmalig aber nur - und du bist um 23 Uhr spätstens zu Hause und vergiss nicht das du morgen pünktlich zu Schule musst.

Nur wenige male hab ich mich, unter Überwindung meines inneren Schweinehundes, gewagt den Chef zu fragen. Z.B. ob ich mit Michael ein Raum haben könnte um dort ein Fotolabor einzurichten. Übrigens sei gesagt das ich mich nicht erinnere, dass jemals in der Gruppe Virnich laut gesagt wurde, dass wir zum Chef mit unseren Anliegen gehn können.

lg Klaus

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Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
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