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Evangeliche Kirche bittet um Vergebung (Tagesschau) (Allgemein)

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Freitag, 09.10.2009, 09:49 (vor 5719 Tagen) @ imi
bearbeitet von Klaus Grube, Freitag, 09.10.2009, 10:37

Hallo imi,
tja, die ab 1973 im Heim gelebt haben können sich in der Tat die damaligen Zustände kaum vorstellen oder nachvollziehen. Man muss allerdings sagen das zu unserer Zeit einige Ordensschwestern nebst weltliche Erzieherinnen gab, die mit Herzen Ihre Aufgaben erfüllten.

Die bisherigen Recherchen ergaben das besonders nach dem zweiten Weltkrieg in verschiedenen Heimen wie Glückstadt, Vincenthaus Dortmund etc. perfide Erziehungsmethoden herrschten, die bei uns nur zum Teil vorlagen. Das lag wohl auch daran das der Kostenträger die Stadt Köln war. Somit dürfte für uns die Zwangsarbeit erspart geblieben sein, da unser Haus sich nicht durch diese Arbeit finanzieren musste.
Im Gegenteil noch 1967 hatte unser Heim 37 Stiftungen gehabt. Diese Stiftungen hatten, und das bis heute- ordentlich Geld in den Töpfen. Schon 1501 wurde für die Pfündlinge die erste Stiftung gegründet. Dieses spendable Verhalten, Kölner Bürger, zog sich wie ein Geldsegen bis heute durch die Geschichte.

Unser Heim war materiell bestens Versorgt. Das was man nicht kaufen konnte und uns auch nie gab, wie die Zuwendung von Liebe und wurde damals durch Schläge ersetzt. Eine andere Form von Körperkontakt, die manches Kind traumatisiert haben dürfte. Das traf damals nicht bei allen Ordensschwestern zu, aber ein Teil der Ordensschwestern hatten noch die Züchtigungen und Demütigungen als einzige Erziehungsmethode noch drauf und angewandt und das trotz Abmahnung des damaligen Direktors Abeln, keine Kinder zu Schlagen.

Besonders Mädchen wurden in unserm Heim doppelmoralig Erzogen. Ich möchte hier nicht ausmalen wenn diese in die Pupertät kamen und Ihre erste Regel bekamen.
Eine Zeitzeuging sagte mir, dass Sie damals Ihre gebrauchten Binden auf dem Platz wo heute noch das Lehrlingsheim steht, verbrennen mussten. Das bekammen natürlich die damaligen Jungen von Gegenüber mit und wussten genau was die Mädels dort machen mussten. Das Gelächter der Jungs war groß und den Mädchen extrem peinlich. Berührte es doch Ihre Intimsfäre. Ich denke dazu brauche ich nichts mehr zu sagen.
Auch die berufliche Situation war den Mädchen oft vorbehalten. Immerhin hatte unsere Einrichtung 3 Haushaltsgruppen und die Mädchen lernten nähen, Handarbeiten, bügeln, waschen und Babys zu versorgen und wurden danach an reiche Kölner Bürger als Haushälterinnen , Kindermädchen oder selten als billige Putzkraft vermittelt. Aber auch hier gab es Ausnahmen wo die Mädchen gute bezahlte Arbeit und verständliche Arbeitgeber hatten. Nur wenige von denen, wenn diese nicht grade auch Mütter wurden, schafften übe einen weiteren Bildungsweg einen zweiten Beruf als Erzieherinnen, Krankenschwestern etc. oder sogar einen akademischen Grad.

Was noch im Raum steht- dürfte die Aufgabe der Kölner Führsorge sein, in wieweit die Kinder damals in unser Heim gesperrt haben. Aufgrund von Anzeigen aus der Bevölkerung oder Lehrern z.B. Rumlungern, Tanzen, abhauen etc.wurde oft berichtet. Darüber liegen mir bisher noch keine detailierte Berichte vor.

Zur Zeit koursiert vom deutschen Städtetag ein Fragekatalog, die an allen städtischen Heimen versandt wurden, rum. Aus diesem Fragekatalog, so scheint es mir will man sicherlich erfahren, mit welchen Kosten die Städte und Gemeinden zu rechnen haben, wenn eine Entschädigung gezahlt werden sollte.

Das Thema heute aufzuarbeiten, wird wie auch immer, auf die traumatiesierten Heimkinder immer wieder zurückkommen. Diese Erlebnisse wird keiner begraben können. Umso mehr muss ein Bemühen und Bereitschaft unsererseits vorhanden sein, diese Missstände politisch aufzuarbeiten. Die evangelische Kirche hat bereits und als einzige Ihre Schuld zugegeben und das nur, weil wir den Mut haben diese Misstände heute öffentlich zu beklagen.

Zum Schluss, ob die Stadt Köln sich entschuldigen wird bleibt eher eine Frage wie sich alle betroffene Städte , z.B. über den deutschen Städtetag, künftig äussern wollen. Ich denke mal, dass es hier eher zu einer gemeinsammen Erklärung kommen wird, als dass sich einzelne Städte voreilig entschuldigen werden.
Dieses Verhalten sehe ich als Schutz vor den Vorderungen ehemaliger Heimkinder, um so nicht in einer Kostenfalle, bezogen auf die klammen Städtekassen, sitzen zu bleiben.

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Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
Internet: http://www.kinderheim-Koeln-suelz.de
Verantwortlich und Kontakt: https://kinderheim-koeln-suelz.de/?page_id=28


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