Die "Findlinge" kommen an! + ZEITKAPSEL für uns ehemalige. (Förderverein Erinnerungsorte Kinderheimgelände Köln Sülz)

bernd @, Bergisches Land, Freitag, 13.04.2018, 18:33 (vor 2195 Tagen) @ hütchen

S9 Richtung Haltern. 6:00 Uhr. Dösen. Zeit zum Nachdenken. Letztes Wochenende hab ich diese Seite besucht, mehr flüchtig als interessiert. Nun also gibt es ein Denkmal. Drei Stein. Toll. Wieso denke ich jetzt an Sülz. Ein ganzer Berg reicht nicht aus um den vielen Menschenleben und ihren Schicksalen Ausdruck zu verleihen. Aber wer möchte die Sülzeralpen aufschütten?

Mo sollten wir ein Denkmal setzen, für ihre Ausdauer, ihre Beharrlichkeit. Klaus auch und all denen, die für uns die Fahne hochhalten, die es für würdig befanden dem Ort die Bedeutung zuerhalten. Danke!

In den letzten Jahr bin ich viel gereist und hab mich, hier und da, mit den Geistern meiner Kindheit prügeln dürfen. Nervige Angelegenheit. Und was bedeutet "Ehemaliges Heimkind? Ich werde immer eines sein.
"Essen Hbf" frohlockt eine männliche Stimme im Laussprecher. Austeigen, sag ich mir, schieb das Heimkindthema beiseite und pack meine Sachen.
Stillstand ist ätzend, war es immer. Stillstand, stell ich im Gewühle der Menschen für mich fest, zementiert die Vergangenheit ein. Bewegung ist Zukunft. Aber weglaufen, vor der Vergangenheit? Die holt einen immer ein. Wie damals in Rümänien, als die Geister meiner Kindheit mich nach 3 Wochen vom Rad schüttelten und meinten es ginge mir zu gut. Klar gings mir gut, ich hatte noch fünf Wochen vor mir. Die Auseinandersetzung die am Arsch der Welt, mitten in den Karparten folgte war heftig. Gewonnen hab ich. Die Zukunft, so hatte ich vor langer Zeit entschieden, gehört mir. Egal welches Volk in meinem Kopf meint den Ton angeben zu müssen.

Gleis wechseln. Drei Steine. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Vielleicht sind die Steine garnicht so relevant rollt der Gedanke mit mir die Treppe hoch.Vielleicht, philosophiere ich vor mich hin, sind die Wege zwischen ihnen entscheident, so wie jetzt, weil Mo glaubt die Steine seien wichtig und ich es zwischen A und B nicht lassen kann mir Gedanken über sie zu machen. Aber von welchem der Stein möchte ich gern losgehen und wenn als zweites und drittes aufsuchen. Und muss ich jeden besuchen? Wer von den drei hat aktuell mehr Gewicht in meinem Leben?

Der Anschlußzug kommt pünktlich. Das hier und heute ist oft genug eine Herausforderungen. So wie jetz, der Zug ist voll. Einer der Mitteisenden sitzt auf meinem Platz. Kämpf ich mich durch? Logo,bin müde und die Gedanken um die drei Stein in Sülz titschen wie Ballons in meinen Kopf. Sie können titschen wärend ich sitze.
"Denk mal wieder über dein Leben nach", plappert was in meinem Kopf.
"Schon wieder!"
"Haste lang nicht mehr gemacht", bemerkt jemand trocken.
"Und?" frag ich gereizt und bemerke die Diskussionsfreudigkeit der schwergewichtigen Ballons.
"Dein Leben wird gemütlich. Stillstand ist, wie du eben postuliertest, ätzend".
"Klugscheißer".
Also Mo, ich denke über mein Leben nach.

Der Zug fährt an. Der Gedanke im Mai in Sülz vorbeizukommen gefällt mir. Der Gedanke im Orchester zu spielen nicht. Und die Zeitkapsel? Noch schnell was fertig machen? 5 Bahnhöfe weiter heißt die Antwort Nein. Es gibt keine Begründung, nur ein Nein. Hab ich nichts mehr zu verbuddeln? Vielleicht ließ ich das ein oder andere vor Zeiten am Wegrand stehen? Möglich, ich habs vergessen. Meine Spuren aber konnte ich hinterlassen. Reichlich. Vieles ist gut aufgehoben und wird sicher eine halbe Ewigkeit überdauern weil es Menschen gibt die sich kümmern. Und die Geister der Kindheit? Die blassen Gestalten lassen sich nicht einsperren, doch sie verflüchtigen sich. Auch deshalb weil ich verstand dem Positiven mehr Beachtung zu schenken.

Meine Blase verlangt nach Druckentlasstung. Das Resultat meiner innigen Liebe zu meinem Kaffeeautomaten. Der macht einen herrlichen Cappuccino und der Zug hat ein WC. Auf dem Weg zur Druckentlasstung rauschen
Schrebergärten im Nebel mit Sonnenaufgangidylle vorbei. Vielleicht, kommt mir der Gedanke, gibts neben der Kirche bald ein Andenkenbüdchen, so wie am Dom, mit Schneekugeln, anderem Kitsch und Japanern. Dann kauf ich mir die drei Findlinge in Form einer Halskette.


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