
Wie geht es uns heute! (Leben nach dem Heim)
Hallo Rosi,
ein wahrhaft interresantes Thema was du da ansprichst. Die Heimentlassung dürfte noch bei manchen in Erinnerung bleiben.
Ich selber kann mich noch gut daran erinnern, wie ich per Schreiben von der Heimleitung aufgefordert wurde, dass Haus zu verlassen.
Aufgrund meiner Situation, dass ich keine Familienangehörigen mehr hatte und mich in Berufsausbildung befand durfte ich bis zum Ende der Berufsausbildung im Heim bei der Selbstverwaltungsgruppe bleiben. Ich war 22 Jahre als meine Ausbildung endete.
Seit dem Wechsel von der Gruppe Virnich zu den Selbstverwaltungsgruppe hätte ich eigentlich genug Zeit gehabt, mich auf die kommenden Dinge vorzubereiten. Ich glaube aber eher das ich dies damals Verdrängt habe oder noch nicht bereit war dies alles zu regestrieren.
Im Hinterkopf war das Heim mein "Elternhaus" in dem ich mich sicher und wohl fühlte, besonders in meinen späteren Jahren meines Heimlebens.
Und dann kam das was kommen musste in dem ich schriftlich dazu aufgefordert wurde das Heim zu verlassen. Im Schreiben wurde mir eine Frist gesetzt und es hieß auch darin nicht "Heimentlassung" sondern Kündigung Ihres Zimmers in der Selbstverwaltungsgruppe.
Da stand ich nun vor vollendeten Tatsachen. Unreif für das weitere Leben und nicht in der Lage wirklich für sich selber zu Sorgen. Kochen, Klamotten kaufen etc. waren nicht meine Probleme. Mein Problem damals war, sich mit Behörden auseinander zusetzten, die Rechte zu kennen und wichtige Erledigungen zu formulieren.
Es war für mich föllig ungewohnt zum Amt zu gehen mit der Bitte dies oder das an Antrag zu stellen oder zu ändern. Ich durfte auf einmal den Behördenangestellten sagen, dass dar was zu ändern oder zu regeln wäre wie z.B. nach dem Umzug den Personalausweis zu ändern. Normalerweise ist dies ein ganz normaler und selbstverständlicher Vorgang. Aber nicht für mich, wurde doch mir im Heim alle Erledigungen mit Behörden abgenommen. Hinzu kommt noch das man mir im Heim beibrachte keine Forderungen zu stellen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit 18 Jahre die Einberufung zur Bundeswehr bekam. Für mich brach eine Katastrophe damals herein, da ich nicht in der Lage war dies zu regeln. Also erledigte das für mich die zuständige Sozialarbeiterin Frau Kamper. Zwei Telefongespräche von Ihr und die Angelegenheit war vom Tisch. (Ausgemustert wegen Schwerbehinderung)
Wegen der Heimentlassung war ich natürlich auch nicht in der Lage mir eine Wohnung oder Zimmer ausserhalb des Heimes zu besorgen. Hinzu kam noch das ich damals Arbeitslos war. Aber nach kurzer Aufklärung beim DaCosta hat die Heimverwaltung auch diese für mich schnell erledigt.
Ich zog damals in die Alzeyerstr. nach Bickendorf. Über eine Wohnbaugesellschaft hatte ich eine kleine Sozialwohnung erhalten. Ich fühlte mich dort überhaupt nicht wohl. Mittlerweile in Arbeit und auf Montage Deutschlandweit, wo ich auch immer am Arbeitsort schlief, war ich gottseidank mehr mit der Arbeit beschäftigt und fuhr immer Freitagsabends spät nach Hause. Somit war ich nur am Wochende in meiner Bude was die Situation erträglicher für mich machte.
Meine Mietnachbarn,eine hoch katolische deutsche Spießerfamilie,beschwerten sich reichlich über mich bei der Wohnungsbaugesellschaft. Denen störte das ich keine Gardienen am Fenster hatte und nie am Treppenhausputzen teilnahm. Schlisslich ginge man Sonntags zur Kirche und da will man ein sauberes Treppenhaus vorfinden. Einmal sprach mich der Herr dieser Familie an, dass dies so nicht weitergehen kann. Deutlich erklärte ich Ihm das ich nicht gewillt bin Samstags morgens die Treppen für seinen Kirchengang zu putzen wenn ich Freitagsabends spät von der Montage kommen würde. Das hat gesessen und zwei Wochen später bekam ich dann die Kündigung mit der Begründung das ich die Hausordnung im erheblichen Maße verletzen würde. Gardienen hätte ich gefälligst am Fenster zu hängen, So im Kündigungsschreiben...
Erst hier Begriff ich langsam wie der Hase wirklich in der großen weiten Welt läuft. Übrigens die Kündigung kam mir damals grade Recht, ich hatte schon längst eine neue Bleibe in Nippes gefunden.
In diesem Sinne euch allen ein schönes Wochenende
Klaus
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Mit lieben Grüßen euer Klaus
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- Wie geht es uns heute! -
Roswitha,
24.02.2012, 17:02
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Klaus Grube,
25.02.2012, 09:27
- Wie geht es uns heute! - Roswitha, 28.02.2012, 08:42
- Wie geht es uns heute! -
Klaus Grube,
25.02.2012, 09:27