Kölnische Rundschau, Samstag, 13. Juni 2020 (Johanna Tüntsch)
KidS: Rohbau der Häuser ist fertig
Kinder waren in die Planung involviert – Arbeiten am Außengelände noch bis zum Frühjahr 2021
Auf gewundenem Weg geht es durch ein Waldstück zum Gelände des Brücker Kinderheims, das heute unter dem Namen „KidS“ firmiert und derzeit eine Großbaustelle ist: Hier entstehen fünf neue Gebäude, außerdem werden fünf Altbauten generalsaniert. In ihnen sollen künftig acht Wohngruppen für jeweils sieben Kinder, teilweise mit Behinderung, untergebracht werden. Ein absolutes Novum ist, dass es auch Apartments für vier Familien geben wird. Dort können Eltern unter pädagogischer Anleitung ihre Erziehungsfähigkeiten trainieren – eine Alternative dazu, dass Jungen und Mädchen vom Jugendamt in Obhut genommen und somit von ihren Eltern getrennt werden.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Jugenddezernent Robert Voigtsberger und andere Vertreter der beteiligten Institutionen feierten nun die Fertigstellung des Rohbaus, dessen Grundstein im November gelegt wurde. „Wir sind stolz darauf, dass wir noch im Terminplan liegen“, so Ingo Völkel, Abteilungsleiter der KidS-Baukoordination. Auch die angesetzten Kosten von elf Millionen Euro sollen nach derzeitigem Stand nicht überschritten werden.
Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich am Standort Brücker Mauspfad ein Kinderheim. Mit den lichtdurchfluteten, barrierefreien Bauten wird nun auch räumlich umgesetzt, dass der Standort für eine pädagogische Haltung steht, die sich völlig vom düsteren Alltag einstiger Kinderheime unterscheidet. Ein unschönes Beispiel dafür war das Sülzer Kinderheim, mit dessen Verkauf die Stadt die Baumaßnahmen in Brück finanziert. „Uns erreichen noch immer Anfragen von einstigen Bewohnern, die dort traumatische Erfahrungen gemacht haben“, erzählt Völkel. Die würden dann etwa um Einsicht in die Akten aus ihrer Kindheit bitten, um das Geschehene besser zu verarbeiten. Aber auch die Erkenntnis, dass es betreuten Kindern heute viel besser gehe, sei eine große Hilfe.
„Wir haben selbst hospitiert, um zu sehen, wie das Leben in den Wohngruppen ist und was die Kinder brauchen, um hier eine Heimat zu finden“, berichtet Helmut Heuer vom Büro Heuer Faust Architekten, das den Entwurf verantwortet. Die Kinder hätten sehr kreativ eigene Ideen eingebracht, schildert Heuer, der zugleich auf einen besonderen Effekt hinweist: „Wenn man sein Zuhause selbst gestalten kann, dann erkennt man, dass man auf seine Umgebung einwirken kann. Daraus schöpft man Kraft, Vertrauen und übernimmt automatisch Verantwortung.“
Merdan lebt seit sieben Jahren in der Einrichtung, Menjit seit vier Jahren. Beide sind zwölf Jahre alt und schildern, was sie sich für ihren Alltag wünschen: „Einzelzimmer und ein Bad, das man sich nur zu zweit teilen muss.“ Bislang sei das nicht der Fall, und dann sähe es schnell eklig aus. Auf die neuen Häuser freuen sie sich. Im August soll die erste der Wohngruppen in einen Neubau ziehen. Arbeiten am Außengelände und an den Wegen werden noch bis zum Frühjahr 2021 andauern.