Mein Heimerlebnis (Mein Heimerlebnis)

Peter Henselder, Sonntag, 15.11.2009, 05:33 (vor 5521 Tagen)
bearbeitet von Klaus Grube, Sonntag, 15.11.2009, 10:04

Mein Erlebnis im Heim(Waisenhaus)

Die ersten Erinnerungen die ich selbst habe fängt mit dem Kindergarten im alten Gebäude an. Ich war u.a. bei Frl. Offermann im Kindergarten Bin nach meiner Kindergartenzeit zur Knabengruppe von Schwester Theonita gekommen. Damals hieß diese Gruppe noch Knabengruppe und nicht UF 5. Wir hatten unsere Gruppe im Gebäude(Altbau) links neben dem Casino gehabt. Es gab dort eine gewisse Rangordnung innerhalb der Gruppe. In dem ersten Jahr in dieser Gruppe hatte ich auf dem Hof vor unserem Haus einen schweren Unfall gehabt wo man den Arzt Dr. Ohnsorg heranzog. Er hatte noch an der Unfallstelle erste Hilfe geleistet, mußte mich dann aber mit dem Krankenwagen in die UNI Klinik begleiten. Aus späteren Nachforschung bei der UNI-Klinik Köln bekam ich mit, dass ich nach der OP klinisch Tod war, und danach zwei Tage im Koma gelegen habe. Aus dieser Zeit kamen dann auch die Spätfolgen unter denen ich bis heute noch leide. Ich habe bis heute gelernt mit Schmerzen zu leben.
Ein viel schlimmeres Erlebnis war das 5 jährige Martyrium der sexuellen Übergriffe Erwachsener. Am Anfang hatte ich es meiner Gruppen-Schwester mit geteilt und bekam direkt danach eine Tracht Prügel (mit dem Handfeger), weil man mir der Lüge bezichtigte. Ich habe daraufhin geschwiegen und alles über mich ergehen lassen. 1987 habe ich das erste Mal darüber gesprochen, als ich in der Diözese vor einem Ermittlungspfarrer für ein Kirchengerichtsverfahren geladen wurde. Ich hatte ihm damals diese Übergriffe erzählt und fragte ihn wie man gegen die Kirchenperson seitens der Diözese vorgehen möchte. Daraufhin hat er mir gesagt, dass diese Person das mit dem lieben Gott ausmachen müßte.

Ich wurde immer wieder von anderen Kinder gehänselt weil ich rotes Haar hatte und Stotterte (durch den schweren Unfall). Man hatte nie etwas gegen mein Stottern unternommen. Ich habe erst mit 18 Jahren einen Therapeuten aufgesucht, der mir das richtige sprechen bei brachte und auch wie ich es hin bekomme das ich dennoch frei sprechen kann, auch wenn man Wörter nicht aussprechen kann. Heute habe ich bei den vielen Fremdwörtern immer noch Probleme. Fremdsprachen kann ich keine lernen da ich dies nur mit gewissen Therapeuten machen kann, den man selber bezahlen muß.
Ein Erlebnis aus der damaligen Schule:
Jedes mal wenn wir mit dem Lehrer Bosseler schwimmen gegangen sind, wurde ich permanent durch ihn ins Wasser geschmissen, weil ich Angst hatte ins Schwimmbad zu gehen. War ich einmal im Wasser so kamen andere Kinder und tauchten mich unter das Wasser. Bosseler amüsierte sich darüber. Auch in seiner Klasse gab es nur Zucht und Ordnung. Er lief immer mit einem Linear in seiner Hand herum und setzte dieses als Schlaginstrument ein.
Wir hatten auch beim Spielen(als ich 5 war) auf unserem Spielplatz ein Todesfall erlebt. Einer unserer Kinder (beim Schlagballspielen) starb während des Spielens. Worauf man das Schlagballspiel dann verbot. Es hieß dann nur, dass der Junge am Herztod gestorben sei. Der Junge wurde dann im Keller bis zu seiner Beerdigung am Südfriedhof aufgebahrt. Genau in diesem Raum mußten wir Abends immer wieder die Toten Schwestern besuchen. Als Kind ein sehr schreckliches Erlebnis. Daher kamen auch so manche Alpträume.


Zu den angenehmen Dinge aus dem Heim sei gesagt: Ich bekam mit 6 Jahren zu Weihnachten einen Fotoapparat(„Boxapparat“) geschenkt. Ich habe mit dem Geld von meiner Mutter, welche sie mir zugesteckt hatte, die Filme, die Blitzwürfel und die Entwicklungen bei Foto Nathan, Berenratherstr., bezahlt. Der Besitzer des Fotoladens hatte mir auch beigebracht worauf ich beim fotografieren achten soll und wie man die Fotos selber entwickeln kann. Ich durfte später meine Fotos in seinem Labor selbst entwickeln. Das war auch ein Grund weshalb mich im Lehrlingsheim, Herr Rehbach auch im dortigen Fotolabor die Bilder entwickeln ließ. Foto Nathan hat mir auch die Möglichkeit gegeben das ich bei ihm seine Auftragsbilder entwickeln durfte und dafür bekam ich dann einen Voigländer Fotoapparat mit eingebauten Belichtungsmesser. Später habe ich noch eine Filmkamera bekommen und habe mit Normal8 Filme im Heim gedreht.
Auch hatte ich bereits 16mm Filme im damaligen Altbau bei Abrissarbeiten gefunden die ich in der Schule mir mit Herrn Eul später angesehen habe. Unsere Schwester Klara Candida hatte mir die Erlaubniss erteilt das ich diese behalten durfte, da man dafür keine Verwendung hatte und sie im Altbau(Keller) gelassen hatten. Ich habe Ende der 50 Jahre und Anfang der 60 Jahre bei allen Anlässen Fotos gemacht, sei es über Karnaval (Kindersitzung mit dem Präsidenten Heinz Helmut Simon), sei es über die jährlichen Taxifahrten zum Altenberger Dom oder sie Schiffstouren, die Meßdienerfahrten mit dem Pfarrer Hilberath, die Sommerurlaube in Kloster Steinfeld oder später die Touren mit Herrn Rehbach,(Radtouren nach Holland) Gibson/Neuman nach Süddeutschland und Schaffhausen.
Ein zweites Hobby wurde mir auch in diesem Heim ermöglicht. Ich lernte Konzertgitarre, Geige (in der Schule an der Nikolauskiche), Zitter bei der Schwester Amanzias und Klavier durch Wolfgang Wiegers der mit mir im Gitarrenunterricht und in meiner Gruppe war.
Das Instrument Zitter hatte ich auch im besagten Abrisshaus gefunden und durfte nach Rücksprache mit der Schwester Amanzia behalten, wenn ich dieses Instrument bei ihr lernen würde. Sie hatte die Absicht das ich zu Weihnachten im Festsaal auf der Zitter spielen sollte. Es kam aber nie dazu weil ich mit der Gitarre immer spielen mußte.
Heute habe ich sehr viel davon. Ich schreibe selbst Musik und auch Texte. Habe einige Lieder veröffentlicht und habe bereits für meinen Dokumentar-Spielfilm über das Heim zwei Lieder mit Musik geschrieben. Die Musik hat mich in meinem ganzen Leben über alle Höhen und Tiefen geholfen. Das spiegelt sich auch in meinen Texten wieder.

Heute habe ich beide Sachen, das Filmen und die Musik zu meinem Beruf gemacht. Ich habe sehr viel erlebt und habe auch meine Kinderträume ermöglicht. Bis auf einen, den ich mir zu meinem 60 Lebensjahr verwirklichen werde. Ich habe Rußland, Afrika, Portugal, Spanien bereist und auch dort längere Zeit gelebt. Mein letzter Traum ist Australien. Ich wollte als Kind immer Kameramann beim Fernsehen werden. Leider hat der zuständige Herr vom Arbeitsamt mit mitgeteilt das ich diesen Beruf nicht ausüben kann, da ich eine Fotolehre machen müßte. Dies ginge nicht, da ich zu seinem Gespräch feuchte Hände hatte und ich damit keine Fotos entwickeln konnte. Schwester Klara Candida hatte geschwiegen. Auch als ich dem Herrn sagte, dass ich bereits bei einem Fotohändler Foto entwickele und bei ihm auch die Lehre machen könnte, hatte er dies nicht zugelassen. Soviel zum Thema Förderungen der Fähigkeiten von Kindern. Ich habe Foto und Filmen danach immer wieder als Hobby betrieben. Bis ich durch unser Ministerium nach Rußland geschickt wurde. Dort habe ich Fritz Pleitgen getroffen und mit ihm einiges in Rußland erlebt. Er hatte mich ermutigt weiter zu machen und hatte mir erzählt wie er zu dem wurde was er heute ist. Seit fünf Jahren habe ich jetzt ein Fernsehjugendprojekt mit Künstler und einer Journalisten Schule. Ich mache jede Woche meine Sendungen. Wir haben mit den Jugendlichen auch schon einen Fernsehpreis erhalten. Wir haben heute Themen mit Jugendliche in Arbeit, damit sie mehr Verantwortung übernehmen, die sie durch ihre Erziehung nicht erhalten. Jugendliche können zu den Themen wie „Gewalt gegen Jugendliche und durch Jugendliche“, „Drogen und Alkohol“, „Rechte Gefahr“, „Migrationskonflikte“ und „HIV und Aids und ungeschütztes Sexverhalten“ selbst Fernsehsendungen für Jugendliche machen. Wir haben dieses Jahr mit dem Deutschen Kinder Hilfwerk und unseren HipHopMusikern eine Charity-Veranstaltung gegen Kinderarmut ins Leben gerufen. Dabei wurde auch ein Fernsehfilm mit Kindern die arm sind, gedreht.
Auch arbeiten wir eng mit Bundespolitikern zusammen. Für die Charity gegen Kinderarmut haben wir seitens des Bundespräsidenten, des damaligen Bundesaußenminister und dem FDP Vorsitzenden die Unterstützung erhalten.

Dies ist ein kurzer Einblick in mein Leben. Alles weitere wird bestimmt noch in einer Buchform erstellt werden. Die Kindererlebnisse aus dem Heim werden ich aber dokumentarisch verfilmen und zum Zeitpunkt des Entschädigungsgesetz im Bundestag, veröffentlichen.(vorraussichtlich 2011)

ADMIM: Tread wurde in einer anderen Kategorie verschoben

Mein Heimerlebnis

imi @, Kaiserslautern, Sonntag, 15.11.2009, 08:22 (vor 5521 Tagen) @ Peter Henselder

Hallo Peter,
Deine Schilderungen rufen lebendige Bilder in mir wach.
Nur war der Kindergarten meine 2. Station. Zuvor war ich im Aufnahme Kindergarten, (Aufnahme Gebaeude) Diese beiden Stationen kann ich noch als human bezeichnen. Die Hoelle fing so mit 5 Jahren in Knaben 2 an.
Selbes Haus, selber Flur. Das waren allerdings nur die Tagesraeume.
Brauner Fussboden, der jeden Samstag gewachst, in gleichmaessigen Kreissbewegungen wie Schallplatten, und anschliessend gebohnert werden musste.
Die Schlafsaele waren unterm Dach. Darueber kann ich mich im Moment nicht auslassen, was Du vieleicht verstehst.
Was die Hack- (Rang-) ordnung angeht, so war diese sehr ausgepraegt, gewollt und gefoerdert. Als einer der Kleinen, warst Du dort hilflos den Barbareien nicht nur der Nonnen, sondern auch den groesseren, als abhaengiges Werkzeug der Nonne ausgeliefert. Kleine Unpaesslichkeiten wie Verstauchungen, Prellungen, Bluterguesse, fehlende Zaehne, zugeschwollene Augen wurden intern, in der Regel ohne Dr. Ohndorf kuriert. Bald hast Du gelernt, Schmerzen nicht mit Traenen zu zeigen, denn diese kamen einem Betteln nach mehr Brutalitaet gleich.
Was sexuelle Uebergriffe angeht, so ist es wie zum Teil noch heute, das Opfer ist der Taeter. Dies und andere Demuetigungen, die dort unterm Dach statt fanden, ich kann sie jetzt nicht beschreiben. Vieleicht spaeter mal.
Ich hoere auf, kommt alles geballt zu nah

imi

Mein Heimerlebnis

Peter Henselder, Sonntag, 15.11.2009, 10:06 (vor 5521 Tagen) @ imi

Hallo Imi,

ich kann Dir nachfühlen. Ich merke selber wie manches mir gegen die Nieren geht. Besonders wenn man an dem Drehbuch arbeitet, wo gleich von sieben ehemaligen Heimkindern aus meiner Zeit die Rede ist. Wenn ich manches so mit einem anderen Heim aus den Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre vergleiche, sieht man in einigen Wiederholungstaten. Es hat sich scheinbar bei einigen Trägern nichts wesentliches geändert.

Die Schilderung war nur ein Teil von dem was man in der dortigen Zeit erlebt hat. Es gibt eine ziemliche große Narbe bei mir die sich bis heute nicht erklären läßt. Weder in den Krankenakten noch in der UNI Klinik. Hier muß ich Dir recht geben das so manche Sachen überhaupt nicht von den Schwestern geführt wurden, oder evtl. wie es unsere einmal ihrer neuen Erzieherin gesagt hatte, entfernt wurden.
Was dn damaligen Heimleiter Tillmann angeht so hat er sich in den 30/40 Jahren nicht alleine in dem Heim strafbar gemacht. Die Kinder die in Kliniken verschwanden wurden in der Regel durch die damaligen und in den 50er Jahren tätigen Schwestern ausgesucht. Tillmann wohnte und arbeitet in Berlin und fuhr immer wieder mal nach Köln zum Heim. Der dortige Orden hatte das Heim eigentlich selbst geleitet.Dewegen hatte auch der Direktor Abel diese Probleme mit den damaligen Schwestern gehabt.
Eins weiß ich bereits aus der Rechtsabteilung des Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf. Wer Akten beseitigt macht sich strafbar. Wie wir beide aber wissen haben sich in dem Heim so manches mal strafbar gemacht. Hätte ich als Erwachsener solche Taten getan, wäre eine Veröffentlichung wie im Fall Bartsch garantiert gewesen. Hier wird aber alles unter dem Tisch gefegt und das sogar mit Hilfe von Frau Dr.Antje Volmer ehemalige Bundestagspräsidentin.

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nachgefragt

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Sonntag, 15.11.2009, 10:49 (vor 5521 Tagen) @ Peter Henselder

Hallo Peter,
welche Belege hast du dazu, dass zu Tillmanns Zeiten aus dem Sülzer Heim Kinder dem Euthanasieprogramm zum Opfer gefallen sind. Nach dem derzeitigen Stand ist nur von 3 Zigeunerkindern aus dem Heim die Rede, dass diese zum Opfer des Euthanasieprogramms wurden. Selbst bei diesen drei Kindern ist bis heute nicht geklärt das diese vom Tillmann dem Euthanasieprogramm zugewiesen wurden.
Noch weniger ist bekannt das Ordensschwestern seinerzeit Kinder in Krankenhäuser und dann der Euthanasie zugeführt wurden.

Nicht ganz richtig ist das Tillmann damals nur selten in Sülz war. Belegt ist das Tillmann meistens 14tägig zum Wochenende nach Berlin in die Tiergartenstrasse 4 fuhr. Im Heim hatte Tillmann ein zweites Büro über seine Wohnung gehabt und dort in der Woche an der Organisation die damals aus drei Scheinfirmen bestand zu arbeiten. Seine Aufgabe bestand damals der Verschleierung und Irreführung über diese Scheinfirmen. Im speziellen war Tillman in der Reichsarbeitsgemeinschaft „Heil- und Pflegeanstalten“ (RAG), zuständig und für die Erfassung der Opfer mit der medizinischen Abteilung unter Werner Heyde und der Verwaltungsabteilung, geleitet von Gerhard Bohne und ab Frühjahr 1940 von Friedrich Tillmann, beschäftigt. Das Ziel war es -

Bürokratische Abwicklung in separaten Standesämtern der Tötungsanstalten mit serienweiser Erstellung von gefälschten, aber amtlichen Todesurkunden, wobei z. B. Hartheim den Briefkopf von Brandenburg verwendete, und umgekehrt, so dass Angehörige an ein Versterben in der fehlgenannten sehr weit entfernten Anstalt glauben mussten; und damit persönliche Besuche und Nachschauversuche vor Ort fehlgeleitet wurden und weitere Reklamationsversuche von Angehörigen mit weiten Reisen erschwert wurde. Möglicher Widerstand oder auch nur Aufwand mit Nachfragen wurde so von Anfang an klein gehalten. Es gab ein Kurierdienstauto eigens für die Aktenverschiebungen zwischen den Anstalten, weil z. B. erfundene Akten aus Hartheim, in Brandenburg mit Briefkopf der Anstalt Brandenburg, bei dortigen Postamt eingeliefert wurden.

Von Zeitzeugenberichten weiß ich das Tillmann im Heim, Kinder von Juden, aresierte und im Heim bzw. im Kloster Steinfeld verteckte. Tillmann hat sich auch oft der Partei damals schuldig gemacht in dem er sich einfach über deren Gepflogenheiten wiedersetzte. So ist dokumentiert das er bei einer Fronleichnamsprozession im Kinderheim in Parteiuniform beteiligt hat und dafür Uniformverbot erhielt. Desweitern ist bekannt das in den Kriegsjahren die Kinder mit Anziehsachen und Essen bestens versorgt wurden. Auch weiß man heute das Tillman sich damals verhemmt gegegen die Kinderlandverschickung wehrte was Er aber nicht ganz verhindern konnte. Damals wurden nur 8 Kinder (4 Mädchen und 4 Jungen) zur Kinderlandverschickung nach Podebrady nähe Prag (CZ)gebracht. Die Namen der Kinder sind mir schriftlich bekannt.

Wenn du was Faktenmässiges, Zeitzeugen dazu hast, dass Kinder aus dem Heim Opfer dieser Eutanasie wurden, wäre es schön mir dieses zukommen zu lassen.

lg Klaus

--
Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
Internet: http://www.kinderheim-Koeln-suelz.de
Verantwortlich und Kontakt: https://kinderheim-koeln-suelz.de/?page_id=28

nachgefragt

imi @, Kaiserslautern, Sonntag, 15.11.2009, 11:53 (vor 5521 Tagen) @ Klaus Grube

Hi Klaus,
bin ein wenig verwundert o.ae.
Nach allem was man von Tillmann weiss, das was unter Wikepedia zulesen ist
und auch der Stern Bericht dazu "DER SPIEGEL 34/1960 vom 17.08.1960, Seite 31"frage ich mich ernsthaft, wieso Du noch ein Faehnlein hoch haelst fuer diesen Mann.
Zumal ich selbst noch erleben durfte, wie die Art und Weise mit der sein Heim gefuehrt wurde, bzw. die "Erziehung" auch nach dem Krieg noch praktiziert wurde.
Euthanasie gehoerte zwr nicht mehr dazu, aber die Lust, Kinder zu peinigen, bis kurz vorm Ertrinkungstod unter Wasser zu halten, Schlaege die die Haut platzen liessen, waren nur einige Methoden. Eiskalte Duschen in einem noch kaelteren Keller sind fuer einen 5 jaehrigen schon fatal, aber das selbe heiss, war bestimmt keine Erfindung der Nachkriegszeit.
Glaub mir, ohne den Unglueckseligen der Nazi Zeit zu nahe zu treten, ich haette mir und habe mir den erloesenden Tod gewuenscht. Der wurde leider haarscharf vermieden.
Alles kannst Du mir erzaehlen, aber von einem Heiligen war Tillmann weit entfernt.

imi

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nachgefragt

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Sonntag, 15.11.2009, 13:04 (vor 5521 Tagen) @ imi

Lieber imi,
in der Tat war Tillmann kein Heiliger und ich möchte diese Person auch nicht in irgendeiner Form das Fähnlein hochhalten. Auch wenn dieses in meinen vorigen Tread so rüberkam, so meine ich das man wissen sollte das Friedrich Tillmann ein Mann mit zwei Gesichtern war. Tillmann wusste genau welche verbrecherichen Taten er machte. Sogar mehrmals hat er in seiner NS-Zeit und als Organisator des T4 Programms die Vernichtungsanlagen besichtigt. Er musste also genau gewusst haben für was er dar arbeitete und er wusste es auch genau.

Die "Schizophrenie" Tillmanns liegt einfach darin wie er als Direktor das Heim behütete und andererseits sich an diese NS-Verbrechen beteiligte.

Nein lieber imi, schützen tue ich diesen Mann gewiss nicht, aber ich bewahre mir eine neutrale Objektivität zu dieser Person und überhaupt zum Thema Heim. Damit meine ich das ich die wahre Geschichte wissen möchte.
So ist z.B. mir bisher nicht bekannt das Ordenschwestern Kinder ins Krankenhaus verlegten um diese dann der Euthanasie zuzuführen. Das wirft doch reichlich viele neue Fragen auf. Meinst du nicht?

Hatten die Ordensschwester gewusst das es ein Programm gab um unwertes Leben, im Sinne der NS-Partei, zu vernichten.
Haben Ordensschwestern Kinder ins Krankenhaus geschickt aber vom T4 Programm nichts gewusst?
Und wenn Sie nichts gewusst hatten so hätten sie den Verbleib der Kinder mit Sicherheit bemerken müssen. Welche Antworten gabs beim Nachfragen?
Haben Ordensschwestern gewusst das diese Kinder die Sie ins Krankenhaus schickten dem T4 Programm ausgesetzt waren?

Bei meiner Recherche, in dem ich Ehemalige von 1935 -1946 also aus dieser Zeit befragt habe, konnte mir keiner bestätigen - dass diese Kinder vermisst haben wie z.B. Freunde, Gruppenzugehörige oder dergleichen.
Peters aussage bleibt somit sehr vakant - aber ob ich es grundsätzlich ausschlissen kann ebenso. Du siehst viele Fragen die ich aber eher in der Frageform stellen würde als diese als Tatsachen hinzustellen, wie Peter es scheinbar macht.(Sorry Peter das soll kein Vorwurf sein)

Zu den rüden, perversen und menschverachteten Erziehungsmethoden der Heime, so wie du diese grade noch mal beschrieben hast, sei zu sagen das diese nicht aus der NS erstammen können. Diese Praktiken wurden schon viel früher angewandt und haben nach dem Krieg eine bersonders perfide Form angenommen.
Hierbei sage ich aber im gleichen Atemzug dazu das es in einigen anderen Heimen so zuging wie es die damaligen Schergen der NS praktizierten. Diesen Umstand hatten viele Kinder zu erleiden, da damals durch die Knappheit an Fachperonal, ehemalige NS-Schergen als Aufseher in den Heimen Einzug erhielten.

Lieber imi kannst du mir eine Person aus Sülz nennen die solche NS-Praktiken in Sülz anwendeten. Ordensschwestern dürften es nicht gewesen sein. Die waren der damaligen NS-Partei wegen der Kirche zu wieder. Also hätten es nur Personen sein können die nebst Parteizuhörigkeit (das waren damals fast alle, ausser dem Klärus anhängigen) auch eine NS-Funktion noch inne hatten und nicht von diesen nach dem Kriege abkehrten. Vielleicht Frau Wiesemann? Sie war eine weltliche Erzieherin, kam aber erst weit nach dem Krieg nach Sülz.

Aber grade einige Ordensschwestern haben deine beschriebenen Foltermethoden angewandt. Wie kamen diese Ordensschwestern an die NS-Erziehungsmethoden rann, wenn gleichzeitig Ordensschwestern NS-mässig gemieden wurden und folglich nicht an erzieherischen Praktiken/Erfahrungen der Nazis teilnehmen konnten?

Schlimm genug das du, ich oder die anderen das erlebt haben. Aber trotzdem darf man hier nicht alles in einen Topf schmeissen und dabei noch umrühren. Objektivität und Wahrheit dient uns mehr um glaubhaft rüber zukommen.

Kein Tier kann so grausam sein wie der Mensch!
lg Klaus

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nachgefragt

imi @, Kaiserslautern, Sonntag, 15.11.2009, 13:20 (vor 5520 Tagen) @ Klaus Grube

Hi Klaus,
kann Dir leider nur Nonnennamen geben. War wohl zu klein und abgschottet
zu dieser Zeit, um andere Gesichter in Erinnerung zu haben.
Woher die Nonnen Ihre perfieden Ideen hatten, keine Ahnung, was ich weiss,
sie hatten die Methoden perfektioniert. Ich denke das da einiges aus der Zeit vor 1945 haengen geblieben ist. Es sei denn, das Mutterhaus hat eine entsprechende Schulung durchgefuehrt. Abgesehen von den Skrupeln die normale Menschen haben, ich kann mir nicht erklaeren, woher, da nicht nur eine Nonne so wahr, diese Vielzahl eine solche Phantasie, Perfektion und Ausdauer im
Zerbrechen von Kinderseelen und Koerpern, genommen haben.
Fuer mich ist es nichts weiter als ein fortschreiben der Geschichte.

imi

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erschütternd

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Sonntag, 15.11.2009, 10:00 (vor 5521 Tagen) @ Peter Henselder
bearbeitet von Klaus Grube, Sonntag, 15.11.2009, 10:54

Hallo Peter,
ein erschüttender Bericht den du hier verfasst hast. Es stimmt das früher es Knaben 1 bis 4 hies und erst im Ursulahaus die Gruppen mit der Bezeichnung UF umbenannt wurden. Manchmal gehen auch mit mir die Gäule durch.

Zu deinen Bericht konnte ich sehr vieles herrauslesen auch gewisse Namen sagen mir noch etwas. Ein dunkles Kapitel dürfte das Thema Totenkeller, welches sich unter der Kleinkinderstation im Krankengebäude unten links befand, sein. Schon von einigen habe ich über die Totenwache gehört und es muss schrecklich gewesen sein dort unten ganz alleine in der Stille vor einen Sarg zu sitzen. Gottseidank ist mir dieses erspart geblieben.
Die Rang und Hackordnung innerhalb einer Gruppe habe ich so direkt in der Gruppe Wiesemann nicht erleben müssen. Dafür hat Wiesemann schon gesorgt in dem Sie selber auf uns rumhackte. Aber ich weiss das diese Rangordnung in einigen Gruppen besonders in den Jungengruppen ausgeprägt vorlagen und habe diese oft auf dem Schulhof in den Pausen miterleben dürfen.
Das erklärt auch bei mir, das ich selber nie was mit dem Ursula-Haus zu tuen haben wollte. Die Jungs erschienen mir damals viel zu Brutal zu sein und machten mir eher Angst. Ich war oft Froh, wenn die Schulpausen wieder vorbei waren um ja nix auf die Fresse bekommen habe.

Zu den Todesfällen bei den Kindern, sei es durch Gewalt oder durch Unfälle, liegen mir derzeit keine belegbaren Berichte vor. Ich habe aber selber miterlebt das Kinder durch Unfälle oder Krankheit verstorben sind. Ich erinnere an der Zeit von 1976 wo es durch Diphterie 2 Erzieherin und 3 Kinder zu Todesfällen kam. Das ganz Haus stand 14 Tage unter Quarantäne nicht mal die Mitarbeiter des Hauses durften raus. Ein Skandal dürfte gewesen sein als durch Untersuchungen Seitens der Uniklinken Köln bei den an Diphterie erkrankten Kindern schwere Versäumnisse im gesundheitlichen Bereich aufgedeckt wurden. Viele der damaligen Kinder die an Diphterie erkrankten, hatten meistens schwere Herzfehler gehabt.
Öffentlich wurde in der Presse nur über die Seuche und Todesfällen berichtet. Die gesundheitlichen Versäumnisse verschwieg man. Erst danach wurde der hausinterne ärztliche Dienst mit Labor und Apotheke aufgelöst.
Todesfälle durch Gewalteinwirkungen könnte ich mir ebenalls sehr gut vorstellen. Besonders zu deiner Zeit wurde bestimmt so manches verschwiegen.

Ich muss lachen als ich in deinem Bericht erfahren habe das wir beide die gleichen Hobbys pflegen. Das Fotografieren und die Musik. Bei der Musik sei zu sagen das ich diese nur noch konsumiere aber das Fotografieren habe ich bis heute beibehalten. Ich kannte auch Foto Nathan nur war mir dieser Laden zu teuer und hatte damals lieber bei Foto Gregor am Neumarkt eingekauft. Ein damaliger Freund und ich hatten sogar damals ein eigenes Fotolabor gehabt. Meinen grössten Spleen habe ich ebenfalls noch bis heute beibehalten. Die Aquaristik. Ein 750 Liter Amazonas-Becken und 370 Liter Malawie-Becken pflege ich noch heute und finde es immer wieder Interessant Technik und Natur zu verbinden. Interresant dürften deine 8mm und 16mm Filme sein. Ich hoffe diese mal zu sehen zu bekommen oder diese mir als Digitalstream zur Verfügung stellen könntest.

lg Klaus

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Es gibt immer einen Weg zu uns allen - wir müssen es nur wollen
Mit lieben Grüßen euer Klaus
Internet: http://www.kinderheim-Koeln-suelz.de
Verantwortlich und Kontakt: https://kinderheim-koeln-suelz.de/?page_id=28

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