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Die Nazi-Akte von Heinz Mohnen (Umbenennung Heinz-Mohnen Platz)

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Dienstag, 16.07.2019, 11:32 (vor 1956 Tagen)
bearbeitet von Klaus Grube, Dienstag, 16.07.2019, 11:46

VON AYHAN DEMIRCI Kölner Express 16.07.2019
Köln - Der Streit um die Benennung des ehemaligen Kinderheimgeländes in Sülz nach Heinz Mohnen (1914 - 2005) erfährt eine überraschende Wendung: Der frühere Amtsgerichtspräsident und Kölner Oberstadtdirektor war, wie EXPRESS-Recherchen ergeben haben, Mitglied der NSDAP und auch der SA, der Sturm-Abteilung Adolf Hitlers.

Das geht aus Unterlagen des NRW-Landesarchivs in Duisburg hervor.

Mohnen wechselte 1964 aus der Justiz ins Kölner Rathaus, er wurde Stadtdirektor und 1965 Oberstadtdirektor. Bis 1977 stand er Kölns Verwaltung vor. In diesem Amt war er Vorgänger von Kurt Rossa (ebenfalls SPD).

Die Nazi-Vergangenheit Mohnens wirft Fragen auf. Heinz Mohnen wurde zwar im Entnazifizierungsverfahren in die Kategorie V (entlastet) eingestuft. Dennoch: Die Barbarei von SA und NSDAP, zu der auch die brutale Verfolgung von Sozialdemokraten gehörte, hätte die SPD-Abgeordneten im Kölner Rat von einer Wahl Mohnens abgehalten. Davon geht der frühere Kölner SPD-Chef und Bundestagsabgeordnete Erich Henke (88) aus: „Jeder mit brauner Vergangenheit hätte es sehr schwer gehabt in der SPD. Von daher konnte man das eigentlich ausschließen.“ Vor allem über die SA-Mitgliedschaft Mohnens zeigte sich Henke bestürzt: „Das ist schon sehr bedenklich.“

Die Nazi-Akte Mohnen: Der am 11. März 1914 in Köln geborene Heinrich „Heinz“ Leo Mohnen trat am 8. Juli 1933 der SA bei. Er verließ die Organisation im Sommer 1935. Knapp zwei Jahre später wurde Mohnen Mitglied der NSDAP. Der Sohn eines Reichsbahnbeamten, der seit Januar 1940 als Wehrmachtssoldat im Zweiten Weltkrieg im Einsatz war, blieb Mitglied bis zum Ende der Nazi-Diktatur.

Mohnen trat 1933 in die als „Schlägertruppe des Führers“ berüchtigte SA ein, nachdem er das Kölner Schiller-Gymnasium beendet hatte. Die NSDAP hatte zu dieser Zeit eine Aufnahmesperre für Neumitglieder eingeführt, um des Ansturms von Aufnahmeanträgen nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 Herr zu werden.

Mohnen nahm in dieser Zeit ein Studium der Rechtswissenschaften an der Kölner Uni auf (bis 1936), machte seinen Doktor in Jura und schlug eine Laufbahn im Staatsdienst ein. Vom Gerichtsreferendar (1937) zum Gerichtsassessor (1940) zum Amtsgerichtsrat (ab 1.1.1943).
Mohnen hatte weder in der SA, noch in der NSDAP einen Funktionärsrang, er war einfaches Mitglied. In seinem Entnazifizierungsfragebogen gibt er an, 1935 aus der SA „wegen Interesselosigkeit ausgeschlossen“ worden zu sein. Der Jurist war zudem Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) sowie dem NS Rechtswahrerbund. Als Jurist nahm er 1939 am „Gemeinschaftslager Hanns Kerrl“ auf Jüterbog teil, das seit 1933 Tausende junge Juristen durchliefen. In einem Zeugnis wird ihm die NSDAP-Mitgliedschaft bescheinigt sowie die Angehörigkeit zur SA, aus der er – wie es hier heißt – „wegen Leistenbruchs ausgeschieden“ sei.

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Nach Weltkrieg und Kapitulation konnte Mohnen – seit 1940 verheiratet, seit 1942 Vater einer Tochter – fast nahtlos an seine Karriere anknüpfen. 1946 wurde er offenbar durch die britische Militärregierung vereidigt und als Richter zugelassen. Die offizielle Entnazifizierung erfolgte erst 1949.

Für Mohnen zuständig war der „Entnazisierungsunterausschuss des Kölner Amts- und Landgerichts“. In einer Stellungnahme an den Entnazisierungs-Hauptausschuss des Regierungsbezirks Köln bescheinigt der Landgerichtsdirektor eine „durchaus ablehnende Einstellung des M. gegen den Nationalsozialismus“.

Die Belege, die Mohnen dafür anführt, führen in die Historie seines Heimatviertels: Mohnen, zwar in der Wichterichstraße in Sülz geboren, verbrachte seine Kindheits-, Jugend- und auch Studenten- und ersten Nachkriegsjahre in Ehrenfeld (Fridolinstraße, dann Hauffstraße). Mohnen gab an, im Besitz von internen Briefen der NSDAP und der SA zu sein, die sich um seine Person drehen. Anlass eines der Schreiben ist Mohnens 1937 gestellter Antrag auf Aufnahme in die NSDAP, die ihre Aufnahmesperre im April gelockert hatte. Im Schreiben rät der Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Blücherpark der für Mohnen zuständigen Ortsgruppe Neuehrenfeld von einer Aufnahme des Parteianwärters ab. Dieser habe bereits als SA-Mann versagt. Der Ortsgruppenleiter Hans Carthaus schreibt: „Ich selbst habe sowohl mit Mohnen als auch mit dem Vater Rücksprache genommen und habe die Überzeugung, dass der Partei-Anwärter M. nur Wert auf die Aufnahme in die NSDAP legt, um beruflich keine Schwierigkeiten zu haben.“

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Mohnen gibt an, die Briefe „seinerzeit von dem Ortsgruppenleiter Schwamborn (Vater eines ehem. Klassenkameraden)“ ausgehändigt bekommen zu haben. Der habe dies getan, um ihm „berufliche Schwierigkeiten zu ersparen“. Schwamborn habe ihm aufgetragen, die Papiere zu verbrennen. Mohnen reichte dem Ausschuss 1949 vier Fotokopien ein und teilte mit: „Die Originalschreiben sind in meinem Besitz.“

Fakt ist: Schon am 1. Mai 1937 wird Heinz Mohnen Mitglied der NSDAP.

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Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Dienstag, 16.07.2019, 12:33 (vor 1956 Tagen) @ Klaus Grube

Als Peter und ich zur Person Heinz Mohnen anfingen zu recherchieren, fanden wir anfangs nichts außer seine Doktorarbeit. Schon da kam mir das Gefühl auf, dass die Vergangenheit von Dr. Heinz Mohnen zu sauber mir erschien.

Nach 1933 gab es eine nationalsozialistische Rechtsreform für das Strafrecht und deren rechtspolitische Richtlinien. Diese Rechtsreform galt für jeden Juristen. Das war die Zeit in dem Dr. Heinz Mohnen der SA beitrat. Nach seinen Austritt 1935 was er aber immerhin noch Parteimitglied der NSDAP. Es mag sein das diese Parteizugehörigkeit seine berufliche Laufbahn enorm förderte. Aber auch das kommt mir sehr Zweifelhaft vor.

Ich fragte mich wie es sein konnte das Dr. Heinz Mohnen als angehender Jurist seine berufliche Kariere als Richter während der NS-Zeit so schadlos überstehen konnte. Nach dem Krieg wurde Dr. Heinz Mohnen nicht näher zu der NS-Vergangenheit befragt und schaffte es bis zum Oberstadtdirektor der Stadt Köln.

Voreilig hier zu Urteilen wäre falsch. Fakt ist aber auch, dass Dr. Heinz Mohnen nach dem Krieg sich seine NS-Vergangenheit rein gewaschen hat.

Die Frage bei dieser Geschichte ist ob Dr. Heinz Mohnen mit dieser Vergangenheit solch eine Kariere bei der Stadt Köln machen konnte.

Schon jetzt ist für mich klar, das bei diesen geschichtlichen Hintergrund der Straßennamen "Heinz-Mohnen Platz" schnellstens verschwinden muss.

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hütchen @, köln, Mittwoch, 17.07.2019, 18:15 (vor 1955 Tagen) @ Klaus Grube

Hier der Artikel vom KStA
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Die Nazi-Akte von Heinz Mohnen

Koch @, Freitag, 02.08.2019, 10:30 (vor 1939 Tagen) @ hütchen

Das lässt doch hoffen...

Die Nazi-Akte von Heinz Mohnen

Peter H. @, Bergisch Gladbach, Freitag, 02.08.2019, 19:01 (vor 1938 Tagen) @ Koch

Genau! Ich bin optimistisch, dass das ehemalige Kinderheimgelände in „Platz der Kinderrechte“ umbenannt wird! Das NS-Dokumentationszentrum in Köln untersucht den Fall „Mohnen“. Warten wir das Ergebnis ab.

Übrigens ist gestern am 1. August das „KinderRechteForum“ (KRF) in das frühere „Elisabeth-Haus“ (jetzt Elisabeth-von-Mumm-Platz 5) eingezogen. Damit geht von dem alten Heimgelände ein starkes und lebendiges Bekenntnis für die Kinderrechte aus!

Wie bereits an anderer Stelle hier geschrieben veranstaltet das KRF am 24. August das zweite „Fest der Kinderrechte“ in Sülz.

Dieser Ort wird Schritt für Schritt den Kindern gewidmet!

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HAL

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Die Nazi-Akte von Heinz Mohnen

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Samstag, 03.08.2019, 15:15 (vor 1938 Tagen) @ Peter H.
bearbeitet von Klaus Grube, Samstag, 03.08.2019, 16:18

Hallo an alle und Peter,
Wir wünschen uns alle, dass dieser Ort oder trefflicher beschrieben unser altes Kinderheim nach den Abriss "Platz der Kinderrechte" benannt werden muss.

Jetzt wo Peter und ich noch intensiver darum Kämpfen eine Erinnerungsstätte mit dem richtigen Straßennamen zu geben, fördert der alte Straßenname immer mehr bedenkliches zur Person Heinz Mohnen zu Tage.

Als wir mit Frau Dr. Von Stein nach Lösungen für das Problem suchten, schlug man zwar eine Lösung vor ohne das ich das Gefühl hatte, nicht wirklich von den Straßennamen "Heinz-Mohnen Platz" loslassen zu wollen.

Besonders die Bezirksvertretung hielt an den Straßennamen fest. Der alternative Vorschlag, die Kirche in "Haus der Kinderrechte" umzubenennen, habe ich mal als Respktabel und des Friedenswillen angenommen. Letztendlich konnte ich mich mit diesen Vorschlag nicht abfinden,zumindestens innerlich nicht.

Das wir erst jetzt immer mehr die wahren Hintergründe zu Dr. Heinz Mohnen finden ist letztendlich die Schuld der Bezirksvertretung und Frau dr. Von Stein. Besonders die Gründe warum Frau dr. Von Stein es für richtig hält, dass ihr Vater dort als Straßennamen bleiben muss ist, um es mal deutlich zu sagen, an den Haaren vorbei gezogen.

Es zeigt auch wie wichtig es für die ehmaligen Heimbewohner ist, den Straßennamen Heinz Mohnen Platz auf Grund seiner Vergangenheit endlich zu den Akten zu legen damit dieses historische Gelände einen würdigeren Straßennamen bekommt.

Es würde mich nicht wundern wenn noch mehr zur Vergangenheit zu dieser Person zu Tage kommt...

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Die Nazi-Akte von Heinz Mohnen

Peter H. @, Bergisch Gladbach, Samstag, 03.08.2019, 19:23 (vor 1937 Tagen) @ Klaus Grube
bearbeitet von Peter H., Sonntag, 04.08.2019, 05:18

Der „Fall Mohnen“ hat zu einer Ergänzung des Eintrags über den früheren Oberstadtdirektor in ‚Wikipedia‘ geführt. Der „Kölner Express“ berichtet darüber in seiner Online-Ausgabe vom 03.08.2019 unter der Überschrift „Inside Wikipedia „Eintrag ist zu negativ“: Eitel-Menschen nerven Kölner Hauptquartier“ im Abschnitt „Affäre um Heinz Mohnen: So reagierte Wikipedia“.

Auszug aus dem Express-Artikel auf der Kölner Lokalseite (https://www.express.de/koeln/inside-wikipedia--eintrag-ist-zu-negativ)
„Ein aktuelles Beispiel ist die Affäre um den ehemaligen Kölner Oberstadtdirektor Heinz Mohnen. Einen Tag nach der Enthüllung von Mohnens NS-Vergangenheit im EXPRESS (der Fall Heinz Mohnen: hier der ganze Bericht) ergänzte ein anonymer Wikipedia-Nutzer mit der IP-Nummer 213.196.234.2 Heinz Mohnens Lexikon-Eintrag.“

In ‚Wikipedia‘ heißt es (Auszug): „ ... 1938 wurde er promoviert und bestand 1940 die große Staatsprüfung. 1933 trat er der SA und 1937 der NSDAP bei[1]. ...“
Hier der Link zu dem Artikel in ‚Wikipedia‘: (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Heinz_Mohnen)

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hütchen @, köln, Samstag, 03.08.2019, 20:40 (vor 1937 Tagen) @ Peter H.

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