"Platz der Kinderrechte" (Presseberichte)
ehemalige kämpfen weiter für den "Platz der Kinderrechte".
(aber ich bin verdutzt: wer sind denn die ehemaligen, die den platz nicht umbenannt haben wollen?)
“Wut und emotionaler Appell. Warum dieser Platz in Sülz umbenannt werden soll.”
Beispielloser Vorgang um historisches Areal in Sülz.
Platz wurde nach früherem Kölner Oberstadtdirektor benannt.
Ein Brief von 1966 stellt jetzt alles in Frage.
Express Köln Artikel vom 04.02.2019.
KÖLN - Es eröffnete 1917, es wurde geschlossen im Jahr 2012: In den fast 100 Jahren seines Bestehens war das Kölner Waisenhaus für Tausende Kinder das einzige Zuhause, das ihnen geblieben war. Oder das sie je hatten. Viele fanden Schutz. Aber viele erlebten auch Schmerz. Scham. Und Schande.
Bewegende Schicksale: Die Geschichte des Sülzer Kinderheimes
Die Historie des Hauses wurde vor einigen Jahren aufgearbeitet und in einem von der Stadt Köln herausgegebenen Buch dokumentiert – mit Beispielen von „selbstlosem Einsatz für die anvertrauten Kinder“, aber auch erschütternden Schilderungen von Gewalt, Missbrauch und Übergriffen („Vom Kölner Waisenhaus zu KidS: Geschichte(n) des Sülzer Kinderheims 1917-2012“).
Jetzt fördert ein beispielloser Vorgang die Erinnerungen an die dunklen Vorgänge erneut zu Tage.
Auf dem Kinderheim-Gelände entstand eine neue Siedlung
Der Großteil der historischen Gebäude des ehemals größten Kinderheims Europas zwischen Sülzgürtel und der Neuenhöfer Allee wurde abgerissen. An der Stelle rund um die Waisenhaus-Kirche „Zur heiligen Familie“ entstand eine Siedlung mit Eigentumshäusern.
Das umgestaltete Areal bekam dann eine postalische Adresse. Es wurde benannt nach dem ehemaligen Kölner Oberstadtdirektor Prof. Dr. Heinz Mohnen (1914-2005). Der Jurist Mohnen, ehemals Richter am Landgericht, später Präsident des Amtsgerichts, war 1965 mit der SPD-Mehrheit im Stadtrat für zwölf Jahre in das Amt gewählt worden. In Mohnens Amtszeit fielen Kölner Großprojekte wie der Bau des Römisch-Germanischen Museums und des Müngersdorfer Stadions sowie bereits 1966 die Einweihung der Zoobrücke.
Widerstand gegen die Entscheidung der Bezirksvertretung Lindenthal
Doch gegen die von der Bezirksvertretung Lindenthal beschlossene Platzbenennung gibt es Widerstand. Er hat das Ziel, die Entscheidung von 2011 zu revidieren: wegen kinderkritischer Äußerungen, die Mohnen in seiner Amtszeit tätigte.
Das führt am Schauplatz der Ereignisse zu einer für jeden sichtbaren schizophrenen Situation. Der selbe Heinz Mohnen, der durch die Straßenschilder geehrt ist, wird auf einer Gedenktafel auf dem Platz als Vertreter des autoritären Geistes der 50er und 60er Jahre verurteilt.
Oberstadtdirektor hatte Kindern Glaubwürdigkeit abgesprochen
Wörtlich heißt es auf der von der Stadt Köln, dem Landschaftsverband Rheinland und dem „Förderverein Erinnerungsorte Kinderheim Köln-Sülz“ verantworteten Schautafel: „Den Geist dieser Zeit dokumentiert ein Schreiben des früheren Kölner Oberstadtdirektors Professor Heinz Mohnen, in welchem er am 4. Mai 1966 Beschwerden über prügelnde Nonnen mit der Aussage abwiegelte, dass Kinder nicht glaubwürdig seien, da „der Wert von Kinderaussagen grundsätzlich sehr zweifelhaft ist“.
Einer, der den Alltag im Kinderheim in den 60erJahren erlebt hat, ist Peter Halberkann (67), Vorstandsmitglied im „Förderverein Erinnerungsorte Kinderheim Köln-Sülz“. Gegenüber EXPRESS sagte er: „Dieser Satz von Heinz Mohnen entspricht einer Haltung und einer Einstellung, die eine Atmosphäre mitgeschaffen und aufrechterhalten hat, die die Missbrauchstaten im Heim ermöglichte.” Die Platzbenennung nach Mohnen werde daher weder den Kindern, noch dem Oberstadtdirektor gerecht: „Das Verdienst von Heinz Mohnen ist städtebaulich – und nicht pädagogisch.“
Gegenüber EXPRESS erklärte der Leiter von KidS, der städtischen Nachfolgeeinrichtung des Kinderheims, dass der Wunsch Ehemaliger nach einer Umbenennung des Platzes bei KidS „auf Verständnis“ stoße: „Unter anderem wegen der Vorwürfe, aber auch, weil dieser Platz zentral an der Waisenhauskirche liegt.“
Auch an anderer Stelle distanziert sich die städtische Einrichtung: „Dass der Platz in einem demokratischen Prozess der Namensgebung nach Herrn Mohnen benannt wurde, ist nicht auf Initiative der KidS (Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln) geschehen.“
Ein ehemaliger, langjähriger Mitarbeiter des Waisenhauses ist der Pädagoge Rolf Koch (68). Er trat seinen Dienst in den 70er Jahren an, als ein grundlegender Umbruch in der Pädagogik und im Erziehungsstil stattfand.
Neuer Direktor untersagte Schlagen, Kneifen, Ohrendrehen, Haareziehen
1972 war ein Reformer zum Nachfolger des langjährigen Direktors Josef Abeln ernannt worden. Noch im selben Jahr untersagte der neue Leiter des Kinderheims, Rolando da Costa Gomez, allen Mitarbeitern per Rundschreiben „ausdrücklich jedes Schlagen, Kneifen, Ohrendrehen, Haareziehen usw. In den Fällen, in denen dies von einer Erzieherin oder einem Erzieher im Affekt geschieht, erbitte ich anschließend einen ausführlichen schriftlichen Bericht über den Vorfall.“
Koch sagt: „Die vorherigen Missstände im Kinderheim hatte der damalige Oberstadtdirektor Mohnen mit zu verantworten. Die Struktur des Hauses, mit einem Direktor, der alles kontrollieren sollte, war falsch angelegt. Direktor Abeln konnte keine Übersicht über die Geschehnisse bekommen. Die Leitungsspanne war zu groß.“
Zu der Rolle des Oberstadtdirektors Mohnen sagt er weiter: „Es mag damals vielleicht zeitgemäß gewesen sein, dass viele Leute dachten: Kinder lügen generell. Aber es passt einfach nicht zusammen, diesen Namen an diesem Platz auf Ewigkeit zu betonieren. Die Entscheidung ist Ergebnis einer typischen Blindheit der Politiker. Die hätten genauer hingucken müssen – und diese Entscheidung nicht treffen dürfen.“
Stattdessen plädieren Ehemalige dafür, den Platz in Erinnerung an das Kinderheim umzubenennen in „Platz der Kinderrechte“.
Bezirksbürgermeisterin lehnt eine komplette Umbenennung ab
Helga Blömer-Frerker (CDU), Bezirksbürgermeisterin von Lindenthal, sagt, sie könne „die Kritik nachvollziehen“. Eine komplette Umbenennung lehnt sie aber ab: „Es gibt auch Ehemalige, die sind nicht damit einverstanden, dass Heinz Mohnen in dieses Licht gerückt wird. Das hält sich die Waage.“ Mit dem umstrittenen Brief habe Mohnen sich damals vor eine Mitarbeiterin gestellt, „und das war seine Pflicht als Oberstadtdirektor.“
Mohnen sei in der Wichterichstraße in Sülz aufgewachsen, sagt sie über dessen Bezug zum Viertel. Dennoch: Nachdem Kritik an der Benennung aufgekommen war, hatte die Bezirksvertretung April 2018 einen neuen Beschluss gefasst, zumindest einen Teil des Platzes in Platz der Kinderrechte umzubenennen. Dies aber lehnte die Verwaltung mit Hinweis auf die Richtlinien ab. Die Anzahl von Straßen- und Platzbezeichnungen sei so gering wie möglich zu halten. Im konkreten Fall führe dies sonst zu postalischer Verwirrung.
Bezirksvertretung Lindenthal nimmt neuen Anlauf, aber Ehemalige pochen auf ganzheitliche Lösung
Dieses Jahr nimmt die Bezirksvertretung dennoch einen neuen Anlauf zur Teil-Umbenennung. Blömer-Frerker: „Das wird klappen.“ Damit wollen sich die Kritiker aber nicht abfinden. Sie pochen auf eine ganzheitliche Lösung. Es gäbe passendere Orte in Köln, um den Oberstadtdirektor Heinz Mohnen in Ehren zu halten.
Von Ayhan Demirci
https://www.express.de/koeln/wut-und-emotionaler-appell-warum-dieser-platz-in-suelz-umb...
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Langzeitstudentin der Toleranz!
"Platz der Kinderrechte"
hier ein brief von Wolfgang Abeln:
"Sehr geehrter Herr Halberkann,
ich unterstütze die Umbenennung des gesamten Platzes zum Platz der Kinderrechte- wie vorgeschlagen!
Herr Prof.Mohnen hat möglicherweise viel für die Stadtverwaltung getan; jedoch wurden die Kinder zur damaligen Zeit leider noch nicht als vollwertige Menschen, für die -die im Grundgesetz benannte- unantastbare Würde galt. Das ist sehr bedauerlich und ich unterstütze deshalb auch die Bemühungen die Menschenwürde für Kinder ins Grundgesetz aufzunehmen.
Gerade in dieser Umgebung passt die Umbenennung und, wenn nicht dort, welchen besseren als diesen Platz können die Verantwortlichen in Köln finden. Die Stadt Köln hat genug Plätze, an denen ein Stadtdirektor wegen seiner Verwaltungsverdienste geehrt werden könnte unabhängig seiner aus heutiger Sicht nicht mehr tragbaren Einstellungen zu Kindern und deren Würde.
Sicherlich hat Herr Prof. Mohnen sich damals Gesellschaftskonform verhalten. Jedoch haben wir heute „Gott sei Dank“ ein anderes Verständnis von Kinderrechten.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Abeln
(auch im Sinne meiner Frau Gabriele Abeln)"
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Langzeitstudentin der Toleranz!
"Platz der Kinderrechte"
"Wie instinktlos die Politik sein kann, hat Köln vor fünf Jahren mit dem sogenannten „Willy-Millowitsch-Platz“ erlebt. Erst sollte es eine Hundewiese am Großhotel am Rudolfplatz sein. Der Beschluss wurde revidiert zugunsten des Gertrudenplätzchens, das auch zum Standort des Denkmals wurde.
Das hätte, wenn überhaupt, im Grunde allein an die Aachener Straße gehört, und so fristet es jetzt ein hohles Dasein. An einem hektischen Ort, wo „die Familie Millowitsch vor dem Krieg eine Weile im Reichshallen-Theater gastiert hat“. Mehr fiel Sohn Peter auch nicht dazu ein. Wie viel sinniger wär’s gewesen, das Gertrudenplätzchen nach dem Maler Sigmar Polke zu benennen, der im Fromme seinen Café trank und als Künstler das Flair des Viertels verkörperte.
Platz steht für die Lebensgeschichten von 22500 Kindern
Im vorliegenden Fall geht es gar nicht um Heinz Mohnen persönlich. Es geht nicht mal um seinen schon im Ton bestürzenden Brief, in dem er die Beschwerde der Mutter eines Heimkindes umfangreich, aber kalt beantwortete. Es geht darum, einen Platz, der unverbrüchlich für die Lebensgeschichten von 22500 Kindern steht, der dadurch emotional beladen ist, nach einem städtischen Spitzenbürokraten zu benennen.
Ehemalige erklären zu Recht, dass die Namensvergabe an Heinz Mohnen weder dem langjährigen Oberstadtdirektor und dessen Wirken, noch den Kindern, denen Sülz zum Schicksalsort wurde, gerecht wird.
Das Votum der Bezirksvertretung Lindenthal erscheint bei klarem Licht als Entscheidung ohne Sinn und Seele. Sie sitzt den ehemaligen Heimkindern wie ein Stachel im Fleisch. Das tut weh."
Von Ayhan Demirci für Express Köln
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Langzeitstudentin der Toleranz!
"Platz der Kinderrechte"
hallo ihr guckenden/lesenden, ich hatte zwar wolfgang abelns kommentar gepostet, aber gertrud wiesels - den klaus zumindest auf der hauptseite gepostet hatte - hier vergessen. das hole ich dann hiermit mal nach:
Sehr geehrte Frau Blömer-Frerker,
Sie haben bisher das Projekt der „Erinnerungsorte“ in Köln-Sülz sehr konstruktiv begleitet und sich auch in der Bezirksvertretung für eine angemessene Benennung des alten Kinderheim-Terrains eingesetzt. Daher hoffe ich, dass auch der bevorstehende zweite Antrag zur Umbenennung des Heinz-Mohnen-Platzes Ihre Zustimmung findet.
Im Antrag von Peter Halberkann und Klaus Grube werden umfassende und überzeugende Argumente für die gewünschte Umbenennung zum „Platz der Kinderrechte“ genannt. Ich möchte hier nur als historisch interessierte Sülzer Bürgerin auf die am 24.9.2018 in der Ablehnung des Zentralen Namensarchivs genannten Argumente eingehen.
Der „thematische Bezug“ des gewünschten neuen Namens ist m.E. vorbildlich, denn er stellt die Verbindung her zwischen der hundertjährigen Geschichte des Ortes, den Lebensumständen von Tausenden von Kindern, ihren Betreuer/innen und dem jeweils prägenden gesellschaftlich-politischen Bewusstsein und Wollen. Ein „Platz der Kinderrechte“ hält gleichzeitig auch die Frage wach nach den demokratisch legitimierten, zukünftigen Perspektiven für die Rechte von Kindern.
Ein besonderer „Ausnahmefall“ liegt diesem Namensvorschlag unbedingt zugrunde. Die Umstände der rasanten Umwidmung des Geländes zu einer neuen Siedlung haben zwischenzeitlich dazu ge-führt, dass seine besondere historische Bedeutung aus dem Blick geriet. Der Verein „FEKS“ hat es sich mit Erfolg zum Auftrag gemacht, die so entstandene Lücke zu schließen und angemessene „Erinnerungsorte“ zu schaffen. Mit dem Findlingsprojekt, das im Jahr 2018 umgesetzt wurde, ist dies in ersten Schritten gelungen. Der „Ausnahmefall“ für eine neue Namensgebung ist also die notwendige verwaltungstechnische Anpassung an die zurecht erinnerte Geschichte des Ortes und aller oben schon genannten, damit verbundenen pädagogischen und politischen Implikationen.
Mit einer „Ordnungs- und Orientierungsfunktion“ oder möglichen „negativen Folgen für die Anwohner“ zu argumentieren, scheint mir einem Wertekanon zu entspringen, der diesem Ort absolut nicht gerecht wird, da er dessen überragende historische Bedeutung und Aussagekraft verkennt.
Ein kurzer Blick auf eine wirklich radikale, aber historisch vorbildliche Umbenennung in Sülz sollte auch der Verwaltung Mut zum verändernden Handeln machen: Sehr viele Straßennamen in Sülz sind nach Orten in der Eifel benannt. Inmitten dieser Straßen lag der „Blankenheimer Platz“, als Wochenmarkt immer schon ein wichtiges Zentrum des Veedels. Am 2. Mai 1946 wurde er zu Ehren von Dr. Benjamin Auerbach, (1855 – 1940), dem langjährigen Leiter des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache, in „Auerbachplatz“ umbenannt. Diese Umbenennung war mit Sicherheit damals eine Herausforderung, nicht nur für die Verwaltung und die Anwohner. Heute birgt dieser Name einen der letzten Hinweise auf das in der Blankenheimerstraße 55 beheimatete Israelitische Kinderheim (1930-1934).
So könnten der „Auerbachplatz“ und der „Platz der Kinderrechte“ in Sülz wichtige Impulse geben, Geschichte zu erfahren, zu erforschen und zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Gertrud Wiesel
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Langzeitstudentin der Toleranz!