nun liegen/stehen sie da: Die Findlinge (Förderverein Erinnerungsorte Kinderheimgelände Köln Sülz)
seit gestern liegen/stehen nun die findlinge als, wortwörtlich,
größter teil des erinnerungsortes auf unserem ehemaligen heimgelände.
tatsächlich als erinnerungsort - oder als stein des anstoßes. je nachdem wie es jede/r von uns empfunden hat.
die bezirksbürgermeisterin frau blömer-frerker war bei der grundsteinlegung/zeitzeugenkapsel-versenkung anwesend.
harald weiß(feks), anja ohliger(osa), frau blömer-frerker, peter und ich hielten vor den anwesenden eine rede.
(mein aussehen ist zu entschuldigen: es waren MINDESTENS 30 grad - kein schatten - auf dem (wie asphaltierten) platz. ich konnte fast nix sehen und hatte keine sonnenbrille, ich trottel!)
hier meine bilddokumentation über die ereignisse des tages.
ich denke mal weitere bilder anderer fotografen werden noch folgen.
herr bringmann-henselder erstellte einen film. laut seiner gestrigen ansage wird er diesen auf youtube hochladen und dem feks den link dazu senden.
los gehts:
anja ohliger und ulrich beckefeld, die erschaffer des erinnerungsortes
der stein der zukunft
künstler und mannschaft sind glücklich, denn das urteil der künstler lautet: der liegt gut.
test, test :)
das bett für die gegenwart
das bett für die vergangenheit
schweres geschütz
die mannschaft
gestatten: die vergangenheit!
die andere seite
gestatten: die gegenwart!
gegenwart am haken
der chef erklärt
krimistunde: steht alles richtig?
probeliegen
gegenwart am platz
vergangenheit am haken
ein paar menschlein sind schon da
die vergangenheit wird plaziert - nachher aber noch mal angehoben
(noch ;) heinz-mohnen-platz mit der gegenwart
(noch ;) heinz-mohnen-platz mit der vergangenheit
die ehemalige mitte unseres ehemaligen geländes
feks, gäste und prominenz
feks, gäste und prominenz
feks, gäste und prominenz
presse
das "orchester" leitet die grundsteinlegung ein
anja und ulrich
die redner
redner, die zweite
gefühlte 60 minuten später: rein in die kiste
rein in die kiste, die zweite
zu schwer für eine/n ;)
buddelkinder
fott is se!
harald weiß darf auch mal
vergangenheits zweiter lift
und drauf mit der vergangenheit
und schon wird mit der vergangenheit gespielt
siegestrunk, mit kay von keitz
siegesprozession (das hätten die mal besser vorher über meinem rotglühenden kopf plaziert!)
feks und klaus schmidt
letzte gespäche
letzte gespräche
letzte gespräche
vorletzte gespräche ;)
allerletzte gespräche :)
peters rede:
Liebe Gäste, Freunde und Förderer der „Erinnerungsorte Kinderheim Köln-Sülz“,
ich freue mich, dass Sie heute zur Ankunft der „Sülzer Findlinge“ gekommen sind.
Für die „Grundsteinlegung“ haben wir ehemalige Heimkinder aufgerufen, uns persönliche Erinnerungen aus ihrem Leben für diese „Zeitzeugenkapsel“ zu schicken.
Monika und ich werden heute die „Zeitzeugenkapsel“ stellvertretend für alle Ehemaligen unter einem der „Sülzer Findlinge“ vergraben.
In der Kapsel stecken unterschiedliche Erinnerungen von Ehemaligen aus den vergangenen etwa 60 Jahren.
Ich selbst möchte zwei Erinnerungsstücke in die „Zeitzeugenkapsel“ stecken.
Eine verrostete Schere, die ich vor drei Jahren hier in einem Keller der alten Kinderheimgebäude gefunden habe, und einen Brief des ehemaligen Kölner Oberstadtdi-rektors Professor Mohnen.
Was hat eine rostige Schere mit dem Brief eines früheren Oberstadtdirektors zu tun?
Die verrostete Schere symbolisiert die Gewalt, die ich hier erlebt habe. Unsere Gruppe wurde von einer Nonne geleitet. Diese hackte eines Abends aus Wut über meinen Bruder mit einer Schere auf das Buch, das er gerade las. Zum Glück traf sie nur das Buch, nicht seine Hand.
Ich erzählte meiner Mutter von dem Wutanfall der Ordensschwester. Meine Mutter be-schwerte sich. Ihre Beschwerde eskalierte bis zum Oberstadtdirektor der Stadt Köln.
Der Brief, den ich hier in der Hand halte, ist das Antwortschreiben von Professor Mohnen auf diese Beschwerde.
Ich möchte aus diesem Brief zwei Sätze zitieren.
Fast so nebenbei in einem Halbsatz spricht der damalige Oberstadtdirektor Kindern jegliche Glaubwürdigkeit ab, in dem er wörtlich anmerkt:
“ … abgesehen davon, dass der Wert von Kinderaussagen grundsätzlich sehr zweifelhaft ist … “
Von der Beschwerdeführerin gegen die Gewalt im Kinderheim verlangt er:
„Ich erwarte daher, daß Sie sich bei Schwester (Name) in geeigneter Weise entschuldigen.“
Sie stehen heute hier auf dem Heinz-Mohnen-Platz und hören, dass der Namensgeber dieses Platzes mit der Macht seines Amtes Heimkindern ihre Glaubwürdigkeit aberkannt hat.
Heute gibt es in den Kinder- und Jugendpädagogischen Einrichtungen der Stadt Köln KidS ein „Beschwerdemanagement für Kinder und Jugendliche“. Der Direktor von KidS, Herr Haas, hat dieses „Beschwerdemanagement“ und einen „Kinderrechtekatalog“ auf Basis der UN-Kinderrechtskonvention bei KidS eingeführt.
Dass dieser Platz hier Heinz-Mohnen-Platz heißt, erscheint mir als Ehemaligem recht sinnfrei.
Als Oberstadtdirektor hat sich Professor Mohnen viele Verdienste um die Stadt Köln ge-macht. Für die Ehrung seiner Leistungen gibt es geeignetere Orte in Köln, die seinem Wirken gerecht werden.
Damit von diesem Platz hier ein positiver und starker Impuls für die Gegenwart und die Zukunft ausgeht, bin ich persönlich dafür, dass dieser Ort „Platz der Kinderrechte“ genannt wird.
Frau Blömer-Frerker (Bezirksbürgermeisterin für Sülz) hat soeben gesagt, dass es Aktivitäten gibt, dass der Platz zum Beethovenpark hin den Namen „Platz der Kinderreche“ erhalten soll. Dennoch möchte ich als Vertreter der Ehemaligen heute anregen, dass dieser zentrale große Platz vor der alten Kirche diesen Namen erhält.
Der Name „Platz der Kinderrechte“ würde diesem Ort, seiner Geschichte und der Stadt Köln gerecht!
Köln hat am 20. Februar 2018 vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef als erste Millionenstadt das Siegel "Kinderfreundliche Kommune“" erhalten.
Initiativen brauchen auch Symbole. Dieser Platz hier wäre ein starkes Symbol für die kinderfreundliche Stadt Köln als „Platz der Kinderrechte“!
Wir könnten uns jedes Jahr am „Weltkindertag“ am 20. September hier treffen und für die Einhaltung der „Kinderrechte“ in Deutschland und der Welt eintreten.
Jetzt stecke ich die rostige Schere und den alten Brief in die Zeitzeugenkapsel“ – und übergebe den „Rednerstab“ an Monika.
meine rede:
Guten Tag, jetzt wissen Sie also schon dass ich Monika heiße.
Und ich stehe hier heute stellvertretend für d i e Kinder, die es im Kinderheim Sülz gut hatten.
Gut bedeutet für mich, dass ich von Menschen umgeben war die mich beschützten, unterstützten, mich lenkten und manchmal auch mental kräftig schubsten (oft leider ohne erfolg ;) - mir aber auch viele Freiheiten gaben (in der jugend vllt. auch mal zu viele). Von ihnen habe ich mich als Kind und Jugendliche respektiert, gemocht und geliebt gefühlt!
Meine Jahre in Sülz – 1968 bis 1983 - bestanden aus einer glücklichen Kindheit, mit engagierten Menschen und Pädagogen. Meine Nonne Schwester Clara Renata mit einbezogen.
Ich erinnere mich an wunderschöne Weihnachten (mit verschlossener wohnzimmerdoppeltür, hinter der heiligabend glöckchengeläut erklang), viel Zeit zum spielen und lesen und Ferien mit Spaß, Gesang und Abenteuer. Auch meine erste große Liebe zählt zu dieser schönen Zeit (wir lebten tats. mehr oder weniger zusammen in meinem zimmer in der selbstversorgergruppe).
Dieses Kinderheim war mein zuhause! Und ich habe gelitten als es abgerissen wurde. Obwohl ich zu dieser Zeit schon Jahrzehnte nicht mehr hier lebte.
Peter sprach eben von Ehemaligenerinnerungen der vergangenen 60 Jahre.
Ich gehe noch weiter zurück! Auch in der Anfangszeit des damaligen Waisenhaus lebten hier Kinder die es gut hatten. Einige von ihnen - geboren in den 1920er - habe ich persönlich kennengelernt. Aus ihren mündlichen und schriftlichen Erzählungen habe ich einiges erfahren. Sie haben damals schon ihre Zeit hier mit ähnlichen Worten beschrieben wie ich die meine.
Sie sagten: Es war ein gutes Zuhause - auch in den Zeiten der Kriegsjahre.
M e i ne Kinder- und Menschenrechte wurden - im Gegensatz zu vielen anderen - im Kinderheim Sülz nicht verletzt. Doch auch ich würde gerne einmal im Jahr am Weltkindertag mit ehemaligen Heimbewohnern, der guten und schlechten Zeiten, auf dem Platz der Kinderrechte zusammen kommen: Um uns selbst und alle Kinder zu feiern.
Ich gebe diese Kunstkarte von Dagmar Schmidt - mit dem alles umfassenden Spruch eines ehemaligen Heimbewohners - und einem Kinderbild von mir in die Kapsel.
Mögen sich die Menschen der Zukunft aus dem Inhalt der Kapsel ein möglichst umfassendes Bild von der Vergangenheit des Kinderheim Sülz machen!
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Langzeitstudentin der Toleranz!