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KStA, Leserbrief: "Eine Geschichte des Versagens ... (Presseberichte)

hütchen @, köln, Samstag, 02.08.2014, 18:39 (vor 3766 Tagen)
bearbeitet von hütchen, Donnerstag, 07.08.2014, 05:52

habe heute morgen den stadtanzeiger von gestern gelesen und bin bei den leserantworten auf einen artikel gestoßen, der sich auf den artikel über die podiumsdiskusion im rathaus mülheim bezog (juni 2014).

hier der link zum artikel zur podiumsdiskussion "Eine Geschichte des Versagens":
http://www.ksta.de/koeln/gewalt-in-kinderheimen-eine-geschichte-des-versagens,15187530,...

und hier der leserbrief:

[image]


Ohne Rücksicht zugeschlagen
GEWALT Zu "Eine Geschichte des Versagens - Misshandlungen im Sülzer Kinderheim" (Ausgabe 29.7.)

Als ein Sohn des damaligen Leiters des Lehrlingsheimes, das zum Sülzer Kinderheim gehörte, danke ich Ihnen für diesen Artikel und stelle mich auf die Seite derer, die in ihrer Kindheit und Jugend unter der schwarzen Pädagogik dieses Hauses so furchbar gelitten haben. Mein Vater, der das Lehrlingsheim von 1952 bis 1975 leitete, gehörte mit zu denen, die mit eiserner Hand und Stock nicht nur seine eigenen Kinder - wir waren neun Kinder und galten als vorbildliche katholische Familie - sondern noch härter die Jungen des Lehrlingsheimes misshandelte. Sein Stellvertreter über die vielen Jahre war nicht besser. Die Prügeleien fanden meist im einsehbaren Büro statt, dem "Glaskasten". Dort schlug mein Vater vor den Augen aller Heimbewohner mit dem Stock auf die Kinder ein - seine eigenen Kinder eingeschlossen -, ohne Rücksicht, wohin er traf. Ich erinner mich an die Freude, dir vor allem wir sechs Söhne hatten, und die Diskussionen, die wir mit unserem Vater führten, als der Kölner SSK zahlreiche Jugendliche aufnahm, die damals aus den Heimen flohen. Diese Freude war unser kleiner, jugendlicher Rachefeldzug gegen unseren autoritären Vater. Zum Kinderheim selbst hatte ich weniger Kontakt, also auch keinen Einblick in den dortigen Umgang der Schwester mit den Kindern. Wir Kinder des Leiters des Lehrlingsheimes wurden, wenn wir dort auftauchten, auf Händen getragen. Aber unsere eigene Erfahrung zeigt, dass die geschilderten Misshandlungen im Kinderheim offensichtlich breit gestreut waren und alle Abteilungen des Hauses betrafen. Darf ich Sie noch auf das Buch des Kölner Autors Klaus Schmidt hinweisen, das noch eine ganz andere Dimension im Zusammenhang mit dem Sülzer Kinderheim aufzeigt: "Ich habe aus Mitleid gehandelt - Der Kölner Waisenhausdirektor und NS-Euthanasie-Beauftragte Friedrich Tillmann".

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Langzeitstudentin der Toleranz!

KStA, Leserbrief: "Eine Geschichte des Versagens ...

Klaus V. @, Köln, Sonntag, 07.09.2014, 05:49 (vor 3730 Tagen) @ hütchen

Der Empfehlung von Michael Kellner auf das Buch von Klaus Schmidt
- " Ich habe aus Mitleid gehandelt " -
Der Kölner Waisenhausdirektor und NS -Euthanasie- Beauftragte Friederich Tillmann (1903 - 1963)
kann ich mich nur anschließen.

Dieses Buch sollte jeder der sich um die Geschichte des Waisenhauses Köln-Sülz bemüht lesen um selbst einzuschätzen was im Zusammenhang "städtisches Waisenhaus Köln-Sülz" und dem Begriff "Aktion T4 / Euthanasie" in der Berichterstattung den Gegebenheiten entspricht und was als Diffamierung zu bezeichnen ist.

Das Michael Kellner sich mit den Opfern der schwarzen Pädagogik im Kinderheim solidarisiert ist aller Ehren wert. Obwohl keinen Einblick in den Umgang der Erzieherinnen mit den Heimkindern ist es Michael Kellner auf Grund seiner eigenen Erfahrung vollkommen klar, dass die geschilderten Misshandlungen breit gestreut und alle Abteilungen des Kinderheimes betrafen.
Es ist mir aber unerklärlich dass Michael Kellner sechzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen seinen verstorbenen Vater -Leiter des Lehrlingsheimes von 1952 bis 1975- dermaßen an den Pranger stellt.
Was ist die Ursache für die glühenden Gefühle des Michael Kellner nach sechzig Jahren ?
Die Tatsache dass der Vater bei Bestrafung keinen Unterschied zwischen den eigenen Kindern und den Kindern des Lehrlingsheimes machte ?
Das die "Sozialpädagogische Sondermaßnahme Köln" kurz SSK genannt sich seit 1969 um Trebegänger und obdachlose Jugendliche kümmerte und 1972 das erste Kontaktzentrum für entflohene Heimzöglinge auf der Vorgebirgsstr. eröffnete ist mir aus eigener Erfahrung bekannt.
In wie weit Michael Kellner deswegen einen kleinen jugendlichen Rachefeldzug gegen den autoritären Vater empfand ist mir schleierhaft.

Michael Kellner ist Jahrgang 1940.

Klaus V.

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