Clara Fey (Chronik)
Aachen hat ihre Clara Fey wieder
Quelle: Aachener Zeitung vom 29.08.2012
Gebeine von Ordensgründerin Clara Fey wieder in Aachen
Die sterblichen Überreste der Aachener Ordensgründerin Clara Fey (1815-1894) sind am Samstag in die Geburtsstadt der Nonne zurückgekehrt. Sie wurden aus dem niederländischen Kloster Simpelveld in die Gruft des Aachener Doms überführt. Hier sollen sie aufbewahrt werden, bis eine endgültige Bleibe gefunden ist. Hintergrund ist die Schließung des riesigen Klosters. Die bislang dort lebenden Schwestern vom armen Kinde Jesu werden künftig wieder stärker in Aachen präsent sein. Der Aachener Weihbischof Johannes Bündgens bezeichnete Fey am Samstagmorgen bei der Messe im Aachener Dom als herausragende Vertreterin des Aachener Sozialkatholizismus. Die von ihr gegründete Ordensgemeinschaft habe in allem historischen Wandel, bei allen Wechselfällen in der 168jährigen Geschichte, verlässlich an Christus festgehalten. 1844 hatte Clara Fey in Aachen die Kongregation der Schwestern vom Armen Kinde Jesus gegründet. Anlass waren die sozialen Probleme der Industrialisierung in ihrer Heimatstadt, vor allem das Elend obdachloser Kinder. Mit ihren Mitstreiterinnen bemühte sich Fey, den Kindern Unterricht, Erziehung und ein Zuhause zu geben. Die junge religiöse Gemeinschaft breitete sich bald über Europa und Amerika aus. Weltweit arbeiten heute mehrere hundert Schwestern in Belgien, Deutschland, England, Indonesien, Kasachstan, Kolumbien, Lettland, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Peru und Spanien. Sie betreuen Kindergärten, Kinderheime, Schulen und Internate und engagieren sich in Pfarreien, als Katechetinnen, Krankenschwestern oder Ärztinnen
Öffnung des Clara-Fey-Grabes ist ein Neuanfang
Aachen/Simpelveld. Als um etwa 9.40 Uhr drei Handwerker unter den Augen von vereidigten Zeugen, rund 40 Ordensschwestern, des Roermonder Bischofs Frans Wiertz und des Aachener Weihbischofs Johannes Bündgens beginnen, die schweren Granitplatten des Grabes los zu stemmen, wird die Stille in der Klosterkirche nur vom Klicken der Kameras unterbrochen.
Es ist ein außergewöhnlicher und doch andächtiger Moment, ganz besonders für die Schwestern vom armen Kinde Jesus. Es ist das Grab von Clara Fey, der Gründerin ihrer Kongregation, das gerade geöffnet wird.
«Überall wo wir sind - überall wo Gott ist - ist Heimat.» Die Worte von Schwester Maria del Rocio, Generaloberin der Schwestern vom armen Kinde Jesus, sind die entwaffnende Antwort auf die Frage, ob die Gebeine der Ordensgründerin nun zurück in ihre Heimat kommen. 1844 gründete die gebürtige Aachenerin Fey die Kongregation in der Kaiserstadt. Die erste Generalleitung befand sich in der Jakobstraße. 2012, 140 Jahre nach der Ausweisung aus Preußen und Gründung des Hauses in Simpelveld, zieht auch die Leitung mit den sterblichen Überresten von Clara Fey zurück nach Aachen - und wieder wird die Generalleitung in der Jakobstraße sein.
Respekt vor der Toten
Auf einer Rollbahre wird der Holzsarg, in dem Clara Fey 1934 beerdigt wurde, vor den Mittelgang gefahren und versiegelt. In der Vergangenheit vor allem, um vor Grabräubern zu schützen. In der Gegenwart soll das Ritual den großen Respekt vor der Toten zum Ausdruck bringen. Die Ordensgründerin wird auf unbestimmte Zeit in der Domgruft Ruhe finden.
Nach Meinung von Weihbischof Bündgens schon bemerkenswert, denn in jüngerer Zeit seien keine Frauen im Dom bestattet worden. Lediglich archäologische Hinweise gebe es darauf. Für die Schwestern, denen die Aufgabe des Klosters in Simpelveld nicht leicht fällt, ist es ein Segen. Generaloberin Schwester del Rocio: «Wir sind dankbar und froh, dass Mutter Clara im Dom eine vorübergehende Ruhestätte findet».
Wann und wo Clara Fey endgültig begraben wird, ist noch nicht klar. «Sachfragen» spielen eine Rolle, erklärt Bündgens. Und zum Stellenwert des Umzugs für das Bistum: «Für uns ist es eine Erinnerung an Clara Feys Charisma und die sozial-diakonische Tradition der katholischen Kirche in Aachen».
Für die Schwestern ist der Einschnitt gravierender, nicht aber in jedem Falle negativ. «Für mich ist es ein neuer Anfang. Die Kongregation hat hier einen Teil ihrer Geschichte erlebt und nun müssen wir diese Geschichte weiterleben. Ein Neubeginn, der uns für die Hoffnung öffnet», beschreibt Maria del Rocio die Auffassung der Gemeinschaft. Alles lassen die Schwestern vom armen Kinde Jesus aber nicht hinter sich.
Es gibt Dinge, die einfach zu wichtig sind. Dazu gehört das Arbeits- und Sterbezimmer Clara Feys, das seit ihrem Tode im Jahr 1894 nicht angerührt wurde. Alles ist so, wie sie es hinterlassen hat. Es wird mit umziehen. Die Schwestern wünschen sich ein Museum, um das Andenken ihrer Gründerin auch in der Bevölkerung Aachens wach zu halten.
Hinweis Admin: Text in Kategorie Chronik verschoben. Achtet bitte darauf, wenn Ihr Artikeln aus Zeitungen hier wiedergebt unbedingt eine Quellangabe zufügt! Danke.