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KSTA 20.04.2010 - Presbyter missbrauchte Jugendliche (Presseberichte)

Klaus Grube ⌂ @, Hellenthal, Dienstag, 20.04.2010, 18:06 (vor 5384 Tagen)

Evangelische Kirche
Presbyter missbrauchte Jugendliche
Von Matthias Pesch, 20.04.10, 16:56h, aktualisiert 20.04.10, 17:45h

Ein Fall von systematischem sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche Kölns hat Stadtsuperintendent Rolf Domning öffentlich gemacht. Er spricht von erschütternden Vorgängen in den 60er bis 80er Jahren.

Stadtsuperintendent Rolf Domning Köln - Ein Mitarbeiter der evangelischen Kirche in Köln hat offenbar über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche systematisch sexuell missbraucht. Das haben Recherchen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ergeben, die Stadtsuperintendent Rolf Domning am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellte. Laut Domning handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 1995 verstorbenen Psychologen, der sich in den 1960er bis 1980er Jahren ehrenamtlich in den Presbyterien der Lutherkirche in der Südstadt sowie in Riehl und außerdem bei der evangelischen Karl Immanuel Küpper Stiftung engagiert hat, die damals ein Jugendheim betrieb. Diese Einrichtung habe er von 1976 bis 1979 sogar hauptamtlich geleitet.
Walter A. (Name geändert) habe nach außen hin „als Ehrenmann“ gegolten; er habe die Strukturen der Kirche genutzt, um Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen zu knüpfen. Ausgelöst wurden die Recherchen des Verbandes durch den 57-jährigen Detlef Korczak, der in einer Fernsehsendung vom sexuellen Missbrauch durch den damaligen Presbyter und Konfirmationslehrer A. in den 1960er Jahren berichtete. Dieser habe sich über zweieinhalb Jahre hingezogen. Domning traf sich mit Korczak, drückte ihm sein tiefstes Bedauern über das damals begangene Unrecht aus und appellierte öffentlich an weitere Missbrauchsopfer, mit der Kirche Kontakt aufzunehmen. Daraufhin meldete sich ein weiteres Opfer von A. Der Mann berichtete, dass er wie andere Kinder und Jugendliche auch von dem Psychologen als „Ziehkind“ zu Hause aufgenommen und immer wieder missbraucht worden sei.

„Es ist erschütternd, dass so etwas in unserer Kirche so lange möglich war, ohne dass es zu einem Verfahren gekommen ist“, sagte Domning. Mitarbeitern und Kollegen sei das Verhalten des Psychologen zwar immer wieder mal „komisch vorgekommen“, unternommen habe aber niemand etwas. Offenbar hätten „auch Leitungspersonen nicht genau hingeguckt“. Domning betonte, dass jeder Verdachtsfall in seinem Verantwortungsbereich sofort der Staatsanwaltschaft gemeldet werde.

„Die evangelische Kirche bietet keinen Schutzraum für Täter“, sagte der Stadtsuperintendent und unterstrich den Willen der Kirche, offensiv und transparent mit diesem Thema umzugehen. Insgesamt haben sich auf den Aufruf Domnings hin in den vergangenen zwei Wochen zehn Personen bei der Kirche gemeldet, die in den 1940er bis 1970er Jahren Opfer von Missbrauch oder erzieherischer Gewalt geworden seien. Vier von ihnen seien in Kinderheimen außerhalb Kölns, die offensichtlich in evangelischer Trägerschaft gewesen seien, misshandelt worden, berichtete Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie seien beispielsweise verprügelt worden, hätten in der Badewanne übernachten oder ihr Erbrochenes essen müssen. „Es war eine Atmosphäre permanenter Demütigungen und Quälereien“, so Arnold. Die Recherchen in all den gemeldeten Fällen seien noch nicht abgeschlossen, klar sei allerdings, dass alle mutmaßlichen Täter bereits verstorben seien.

Arnold wies darauf hin, dass die Kirche denen, die es wünschten, ihre Hilfe anbiete. Laut Helga Blümel, Leiterin des Diakonischen Werkes Köln und Region, wird mit den Kindern in den Einrichtungen der Diakonie früh in Richtung Gewaltprävention gearbeitet. Die Mitarbeiter müssten zudem regelmäßig ein Führungszeugnis vorlegen sowie eine Vereinbarung mit einem Paket von Maßnahmen unterschreiben, die Teil des Arbeitsvertrages sei. Darin verpflichten sie sich unter anderem zu einem respektvollen Umgang mit den Kindern.

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Mit lieben Grüßen euer Klaus
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